Angekommen …

Akirah Taramer
16. Februar 2011 • Kommentare: 2

… das war er nun. Der Fürst hatte die Worte gesprochen und er würde ihn später aufsuchen. Doch vorher, nachdem sein Dienst beendet und seine Uniform peinlichst genau und ordentlich abgelegt war, suchte er das Gebäude direkt neben dem großen Haupthaus auf.

Jeh weiter er in den Stall kam, desto ruhiger wurden die sonst so festen Schritte, bis sein Blick auf die Fuchsstute in einer der Boxen fiel. Ruhig öffnete er diese, fast schon so, als würde eine schnelle Regung das Tier, welches für die Schlacht ausgebildet war, verscheuchen können. Das Stroh knirschte unter den schweren Stiefeln und das schlanke Tier hob schnaubend den Kopf. Vertraut ruhten die braunen Augen auf dem Mann, der erst so wenige Tage hier verweilte. Er hobt seine große, sonst das Schwert führende Hand und legte sie an die weiche Pferdeschnauze. Trat dichter heran, so dass die „Dame“ ihren Kopf über seine Schulter schieben und ihr Kinn gegen seinen Rücken drängen konnte. Ruckartig und trotz der Wucht der Bewegung es durch und durch liebevoll meinend, stieß sie ihren Kopf gegen ihn und drückte ihn so auf ihre Weise. Er hebt die zweite Hand, umarmt den breiten Hals „Seiner Dame“ und verharrt so eine kleine Ewigkeit.  Viel Zeit bleibt nicht, er weiss, dass man ihn erwartet und er sollte nicht warten lassen und danach … danach würde er es zwar ertragen wollen, aber er wusste aus Erfahrung, dass er es nicht würde ertragen können. Auch er hatte Grenzen, selbst wenn er durch sein Verhalten mehr als einmal auf deren Grenzzaun balancierte.

„Ich schulde dir meinen Dank und wahrscheinlich mehr als einmal mein Leben. Du hast mich immer getragen, mich und meine Launen, warst mir Kameradin, Freundin, Vertraute. Und obwohl eben diese, meinen Launen uns nun trennen, nimmst du sie mir noch immer nicht krumm … verzeih. Du hast nie einen Sold erhalten, nicht mehr als die Eisen an deinen Hufen, den Unterstand und das Futter. Nun da sich unsere Wege trennen, will ich dir etwas mitgeben. Sie wird an den Riemen sehen, welche Löcher für dich die passenden sind.

Ich danke dir und ich bitte dich, zürne mir nicht, wenn ich einst ein neues Pferd führe. Eine Wache ist keine solche, führt sie kein Pferd, es wird nötig sein, aber es wird nicht die Jahre besitzen die uns verbinden. Von Anbeginn meines Dienstes an.“

Er trat zurück und das Tier schnaubte, doch er wendet sich ab, verlässt die Box und blickt nicht zurück. Das empörte Wiehern hinter sich lassend, ballt er eine Hand zu einer Faust. Am Rand der Box hing der Lohn und Sold der alten Dame, ein gepolsterter Sattel und feinstes Zaumzeug, beides geeignet für lange Stunden als Gespann. Keinem anderen Pferd, würde er diese aufziehen, solange sie, sie noch tragen konnte. Er verliess den Stall und blickte zum Eingang des Haupthauses, ehe er festen Schrittes darauf zu ging.

_____________________________

Danach … auch wenn man dachte es gäbe kein solches, gab es immer ein danach und nie war es angenehm. Aber das hatte er gewusst in dem Moment, da er den Entschluss gefasst hatte und die Hand zum Schlag erhoben. In den Augen der anderen war er zu weit gegangen, in seinen noch nicht weit genug. Er hätte sie nicht ersäuft, immerhin band der Eid sie beide, aber den Schrecken des in die Truhe laufenden Wassers, hätte er ihr mit auf den Weg gegeben.

Etwas mit auf den Weg, hatte man ihm nun auch gegeben. Es brannte wie Feuer, bekannter, vertrauter Schmerz und ein Vergleich zu dem aus der Heimat. Nein, kein Vergleich. Denn der Fürst hatte ihn spüren lassen, dass es nicht das erste Mal war.  Sein Blick fiel auf den klaren Spiegel vor ihm, keine Welle brach das Ansehen. Der kleine See lang ruhig da und er hatte eine Ecke am Hang gefunden, welche man von dem Haus am flachen Ufer aus nicht sofort würde einsehen können.

Es dauerte eine Weile, aber dann hob er die Arme und zog das Oberteil über den Kopf. Unterdrückt schnaufte er dabei schmerzhaft auf, aber nichts von alle dem hier würde jemand sehen können. Da war er sich sicher. Den zum Teil durchbluteten Stoff warf er auf einen Stein, kurz darauf fanden sich auch seine Stiefel dort wieder, ebenso wie das lederne Haarband, so dass die schwarze Mähne ein wenig Freiheit wittern konnte. Während er sich seiner Hose entledigte, spürte er wie es ihm warm den Rücken herunter rann. Wie das Rot dort Konturen auf der leicht bronzenen Haut formte, sich nach Muskeln und Unebenheiten richten musste, auf seinem Lauf herunter. Der schwarze Stoff rutschte ihm auf die Füsse und er stieg heraus. Den Blick auf das noch winterlich kalte Wasser gerichtet. Innerlich bereute er, dass der Rückweg ihn noch erwarten würde, aber das hier würde helfen.

Nun, da nichts mehr an dem durch Training, aber auch seine eigene Sturheit bereits schon vorher gezeichneten Körper unnötig einschränkte, trat er an und auch in das Wasser. Ein Kurzer Moment der Überwindung, ein Schmerz noch einmal wie ein weiterer Hieb, dann stand ihm das Wasser bis zum Hals. Eisige Kälte umpfing ihn, ließ ihn zittern, raubte ihm aber auch für diesen kurzen Moment den Schmerz.  So verweilt er im Wasser, bis er spürt, dass ihm die Kälte mehr der Sinne zu rauben droht, als jene die ihm zusetzen.

Und so verlässt er das Wasser wieder, fast jeder einzelnen Wasserperle die an ihm herunter rinnt, sich mit ihren Geschwistern Wettrennen liefert, nachspürend. Denn noch ist alles kalt. Er hebt die Hände an die nun nassen Haare, welche noch offen und schwer bis zu den Schulterblättern reichen, umfassen und das Wasser aus diesen heraus streifen. Noch von willkommener Taubheit umwoben, bindet er die Haare mit dem Leder erneut zusammen. Den Blick auf das Wasser gerichten, sieht wohl nur die Felswand hinter ihm, dass feinste, rote Punkte davon zeugen, wie bald dieser Moment der Ruhe schon wieder enden wird.  Gerade noch bleibt genug Zeit Hose und Stiefel wieder an zu ziehen, ehe sich der breite Rücken durch drückt und das Oberteil nur mehr in der Hand halten kann.

Ebenso wie sie ihn hierher geführt haben, lenken feste Schritte ihn auch wieder zurück. Zurück zum Wachhaus, zurück, solange er noch kann.

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Aha! Da habe ich doch eine Idee! *strahl*

  2. Cyrah sagt:

    Wenn DU Ideen hast, krieg ich Angst *g*

Du musst eingeloggt sein, um zu kommentieren.