Blick in den Spiegel

Fianah Rattner
17. Februar 2011 • Kommentare: 8

Schon eine ganze Weile stand sie vor dem Spiegel. Probierte alle ihre neuen Kleider nacheinander an. Drehte sich. Lachte. Hübsch sah sie aus. Wie eine richtige Lady. Aber am schönsten war immer noch das blaue Kleid ohne Ärmel mit der gelben Schleife. Jenes war es auch was sie im Moment trug. In einer affektierten Geste legte sie eine Hand an ihren Mund, wie als wolle sie ein kichern verbergen. Moment…nicht sie tat das. Sondern ihr Spiegelbild. Hatte sie schon wieder zuviel getrunken? Möglicherweise. Ihr Spiegelbild schien dies äußerst amüsant zu finden. Kicherte sie doch weiter vor sich hin. Bis sie inne hielt und ihr Gegenüber mit einem verspielten Lächeln anblickte. Sie winkte Fianah zu sich, beugte sich selbst ein Stück nach vorn, um ihr etwas zu zu flüstern. Fianah folgte dem Wink. Sie legte ihre Hände auf die kalte Oberfläche des Spiegels und presste ihr Ohr daran. Tatsächlich…da war ein leises flüstern. Zuerst hatte sie Mühe etwas zu verstehen. Dann wurden die Worte deutlicher. „Behalte es!“

Im gleichen Moment, in dem sie verstand, hörte sie ein lachen und spürte wie ihre Hände gepackt wurden. Die feste Oberfläche verschwamm und sie verlor ihren Halt. Stürzte. In eine dunkle Fisnternis. Das lachen wurde lauter. Änderte sich plötzlich. Je länger sie fiel, umso mehr klang es einem gackern gleich. Die Augen fest geschlossen, sah sie nicht wohin sie fiel. Ihr wurde übel. Musik mischte sich unter das gackern. Und dann…dann spürte sie plötzlich festen Boden unter den Füßen ohne einen Aufprall oder dergleichen gemerkt zu haben. Die Musik und die Tierlaute umfingen sie und sie öffnete die Augen. Da war ein Raum. Ein Raum, den sie kannte. Ein Zimmer im Pony vielleicht. In dem Raum befanden sich vier Hühner und ein eingebildeter Gockel. Die Hühner gackerten wild durcheinander. Bis auf eines. Eines blickte sie direkt an. Es schien das Einzige zu sein was sie überhaupt bemerkte und würde man Gefühle bei Tieren vermuten, wirkte es traurig. Es öffnete den Schnabel und sprach: „Behalte es.“

Fianah blinzelte. Der Wimpernschlag reichte aus, um sie in die vorderen Räume des Ponys zu entführen. Dort war die Musik noch viel lauter, als im hinteren Bereich. Leute die tanzten. Männer die tanzten. In einem Kreis. Einige davon kannte sie. Andere wiederum nicht. Sie  tanzten um etwas herum. Eine Frau. Eine junge Frau, die ihre Hände nach Fianah ausstreckte. So sehr sie auch versuchte das Gesicht zu erkennen. Es blieb verschwommen. Trotzdem wusste sie genau wer diese Frau war. Sie griff die Hände ihrer Schwester, welche sie zu sich in den inneren Kreis zog. Die Männer machten ihr Platz und sie hörte das fröhliche Lachen der jungen Frau. Sie begann sich mit ihr zu drehen. Erst langsam, dann immer schneller. Sie beide bildeten das Gegengewicht zueinander und sie klammerte sich beinahe ängstlich an Ariannahs Händen fest.  Ari hingegen lachte weiterhin vergnügt. Die Geschwindkeit schien ihr nichts auszumachen. Fianah hingegen wurde übel und alles um sie herum verschwomm. Alles was sie noch von ihrer Schwester hörte, bevor sie sie losließ, war: „Behalte es. Du hast es mir versprochen.“

Im nächsten Moment spürte sie, wie sie ächzend und mit viel Schwung gegen etwas hartes knallte. Der Stuhl unter ihrem Körper gab kurz nach, kippelte, dann wurde er zurück geschoben. Von einem jungen Mann, der in der Hand eine Schnapsflasche hielt und sie angrinste. Etwas schmerzte. Ein anderer Mann hockte vor ihr auf einem Hocker und bearbeitete gerade ihre Hand. Es tat höllisch weh. Was zum Teufel tat dieser Kerl da und wieso konnte sie sich nicht wehren? Hilfesuchend sah sie zu zu dem jungen Mann mit der Flasche. Dieser grinste nur weiter und machte sich auf hinaus zu gehen. „Behalte es. Ich will es nicht.“, waren die einzigen Worte, die sie verstand, ehe sie hörte wie die Flasche auf dem Boden zerschellte.

Der Knall des zerberstenden Glases änderte sich plötzlich zu einem Hufschlag. Ein Pferd das direkt auf sie zugaloppierte. Es war hübsch. Ein schöneres hatte sie noch nie gesehen. Aber auch dieses Tier hatte etwas trauriges an sich. Es blieb direkt vor ihr stehen. Sie betrachtete es eine ganze Weile. Etwas stimmte nicht. Es blutete. Der ganze Rücken des Pferdes wies Striemen auf, die sich tief in sein Fleisch schnitten. Trotzdem verlor es nichts von seiner Schönheit. Fianah näherte sich vorsichtig. Streckte eine Hand nach dem Tier aus. Doch dieses wich zurück. Ein ums andere Mal. „Es gehört mir.“, waren die einzigen Worte, die es von sich gab, ehe es wieder weggaloppierte. Fianah schrie ihm hinterher. „Gib es mir wieder zurück!“ Als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie fuhr herum und stolperte. Sah mit schreckgeweiteten Augen auf den großen schwarzen Schatten der sie umfing. An ihr vorbei zog. Und etwas in ihren Händen zurück ließ. Einen Zeitmesser. Sie blickte ihm nach. Hatte der Schatten sich doch in einen Mann verwandelt, der denselben Weg nahm, wie das Pferd zuvor.

Unruhig wälzte Fianah sich in ihrem Bett…

  1. Sethur sagt:

    Ich versteh nicht viel, aber ich mögen dieses! 🙂

  2. Fianah sagt:

    Ja ich glaub immer nur die betreffenden Personen verstehen die einzelnen Szenen. Aber du kommst auch drin vor 😉

  3. Sethur sagt:

    Das hatte ich aus purem Narzissmus gehofft, aber ich finde mich nicht… *nochmal les* 😀

  4. Sethur sagt:

    Ich glaube, es ist der Schatten, oder? Aber nur, wegen des Zeitmessers und weil er – äh – schwarz ist. Sonst habe ich keine Idee…

  5. Fianah sagt:

    Ding ding ding….korrekt 😉
    wobei die Richtung in die er geht auch ne Bedeutung hat 😀

  6. Gwaethil Eglainion sagt:

    Heb es noch ein bisschen auf… *mal vielsagend rüberguck*

  7. Fianah sagt:

    Oha oha…i try 😉

  8. Cinlir Winthallan sagt:

    Mein Tipp ist ja – das Pferd. So. 🙂

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