Think not those faithful who praise all thy words and actions; but those who kindly reprove thy faults.

– Socrates

Es erstaunt mich immer mehr wie sehr die Ferne zur eigenen Heimat einen Mann verändern kann. Ebenso sehr erstaunt es mich wie sehr sie ihn auf Dingen, die sich besser ändern sollten, beharren lässt.

Meine Torheit hat Gwaethil in Gefahr gebracht. Je mehr Zeit verstreicht, desto deutlicher wird, dass es wohl nicht einfach nur Gefahr war. Während Cyrah und ich selbst längst genesen sind, leidet Gwaethil nach wie vor unter den Folgen seiner Verletzungen. Flusswieser kann noch immer keine positive Prognose stellen. Und auch die Heilmittel ferner Länder scheinen bisher absolut keine Wirkung zu zeigen. Es ist schon schwer genug einen Elben an sich zu töten, auch wenn sie Stahl schneiden mag wie jeden anderen auch. Ihre Fertigkeiten übersteigen die eines Sterblichen bei weitem. Doch zu wissen, dass man einen dieses großen Volkes durch die eigene Dummheit, die eigene Arroganz töten mag, das verleiht der Sache einen noch weit bittereren Anklang.

Indes fällt es Giselher schwer zu verstehen warum ich schwieg. Er hat Recht wenn er sagt, ich hätte reden sollen. Ich hätte reden müssen. Und wieder ist es das eigene Bild meiner selbst, das mich hat schweigen lassen. Egal wie sehr ich Giselhers Kritik verstehe, ich kann nicht reinen Herzens versprechen ein besserer Mann zu werden, der über solcherlei Eitelkeiten erhaben sein wird. Es hat ihn geschnitten. Aber es ändert nicht wer er ist. Geworden ist.

Schnitte gibt es zur Zeit sehr viele. Fianah trat kürzlich vor mich. Mit der Bitte ins Auenland ziehen zu dürfen, zu einem Fremden. Ich habe sie seither nicht mehr gesprochen. Und meine Vorfreude auf dieses Gespräch hält sich sehr in Grenzen. Wie viele Gespräche dieser Art ich inzwischen mit ihr geführt haben mag, weiß ich nicht. Aber es ermüdet. Und das Wichtigste konnte ich sie nach wie vor nicht lehren. Bleibt die Frage warum sie bereit ist für jemanden alles wegzuwerfen, der selbst keineswegs bereit ist sein eigenes Leben ihretwillen zu überdenken. Hier jedoch spricht man mir Urteilsvermögen ab. Niemals in der Heimat. Doch hier.

Doch was rede ich. In Angelegenheiten des Herzens – oder auch nur zwischen Menschen – bleibe ich untalentiert. So zeigt es auch das jüngste Beispiel mit Cutting. Donner nochmal, ich hätte schwören können sie täuscht das alles nur vor. Sonst hätte ich mich nicht darauf eingelassen. Zu meinem Glück nahm sie die Entschuldigung an. Dennoch verbleibe ich in ihrer Schuld.

Sie sagte etwas, das mich nachdenklich stimmte. Sie könne mir alles geben, was sich ein Mann wie ich wünschen würde. Aber was wünscht sich ein Mann, der alles hat? Ein Haus mit einem Namen. Eine Frau, die ihn liebt. Nachkommen. Stammhalter. Eine wunderschöne Tochter. Der eigene Name, der in den Geschichtsbüchern steht. Die Gelegenheit in einem System zu handeln, dass Männer wie ihn eigentlich verabscheut. Und Erfolg damit haben. Schlachten geschlagen und gewonnen haben. Truppen führen, deren Wert überall in seiner Heimat bekannt ist. Was wünscht sich so ein Mann? Ich habe die Antwort lange gesucht in den letzten Tagen. Und als ich sie fand stellte ich fest, dass ich sie vor allem mit meiner Frau nicht teilen wollen würde. Jedoch erinnere ich mich an Giselhers Worte und frage mich, ob ich es sollte. Ein solcher Mann wünscht nicht alt und grau in einem Bett zu sterben. Der einzige Wunsch eines solchen Mannes kann es noch sein, auch durch seinen Tod etwas zu bewegen, einen Unterschied ausgemacht zu haben.

  1. Giselher sagt:

    Hrm… ich gewinne den Eindruck, dass dieses Gespräch zwischen Giselher und Cinlir Folgen haben kann, die Giselher SO nun auch nicht wollte 🙂

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