Was wir lernen…

Heridan Flusswieser
17. April 2011 • Kommentare: 2

„Gesagt ist nicht erklärt.
Erklärt ist nicht verstanden.
Verstanden ist nicht behalten.
Behalten ist nicht akzeptiert.
Akzeptiert ist nicht hinterfragt.
Hinterfragt ist nicht angewandt.
Angewandt ist nicht kombiniert.
Kombiniert ist nicht gesagt.
Lerne, Kreatur, lerne!“

Nun rekapituliere ich also. Cyrah, Mon und Drakon an diesem… Ort anzutreffen war sicherlich eine große Überraschung. Ebensogroß, wie die Dankbarkeit dafür, dass in all der Zeit noch nie jemand auf den Gedanken gekommen ist, nachzufragen, was ich überhaupt dort zu schaffen hatte. Die Anwesenheit selbst habe ich berichtet. Auch wenn meine Gründe neben denen, die Cyrah und die anderen vorbrachten, unnötig erschienen.

Dass es in diesen Hügeln etwas gibt, was man sich nicht erklären kann, kann niemand bestreiten. Fürst Winthallan sagte, er glaube nicht daran, dass es etwas wie Untote geben könne. Man es auf Umwegen erklären können. Man mag die Erklärung sogar verstehen können. Aber letztendlich reicht verstehen nicht aus, um etwas zu akzeptieren. Ich bedauere, dass er die Erklärung nicht akzeptieren konnte. Ich bedauere, dass er zu hinterfragen begann. Allem anschein nach brach er nur von Gwaethil begleitet auf, sich mit eigenen Augen zu überzeugen. Die Folgen waren insgesamt betrachtet verheerend. „Danke, dass ihr mir die Moralpredigt erspart“, waren seine Worte. Sie wäre auch nicht sehr produktiv. Im Gegenteil. Nach dreieinhalb Sätzen hätte ich mich einer solchen Lautstärke und Wortwahl befleißigt, dass es ein Wunder wäre, wenn ich meinen Kopf behalten hätte. Dabei wäre es unnütz. Moralpredigten, ein Feuer sei heiß wirken nie so gut wie eine kleine Brandwunde. Aber warum hatte er es auf eine Wunde ankommen lassen?

Der Preis, der zu zahlen ist, ist bereits höher, als es mir gefallen könnte. Die Literatur hat es mir bestätigt – im Regelfall kennt ein Elb keine Krankheiten. Was widerum bedeutet, dass ich bar jeder Grundlage genötigt war, Erkenntnisse aus der hohlen Hand hervorzuzaubern. Eine kleine Blutprobe hatte ich, doch darin konnte ich nicht einmal die Krankheit erkennen, weshalb sie wertlos war. Ich habe, wenn ich meine Aufzeichnungen der letzten Wochen durchgehe, im Schnitt vierzehn Stunden und sechsundzwanzig Minuten pro Tag damit verbracht, Bücher auf die geringsten Anzeichen einer Lösung zu durchforsten, aufs Geratewohl Tinkturen zuzubereiten und sie Gwaethil vorzusetzen… Aber bestenfalls hatte ich ihm damit einen verdammt aufwändigen Kräutertee bereitet, der kein bisschen wirkt. Es ist immer noch nicht raus, ob die Krankheit sein Leben fordern wird oder nicht. Nachdem er bereits mutmaßte, vielleicht solle es so sein, habe ich meine Taktik zu schlichter Ermutigung (im glaubhaften Rahmen) gewandelt.

In meiner Ratlosigkeit bat ich bei den Elben um Hilfe. Die Botin war schnell und vertrauenswürdig. Etwas brachte sie mit, doch ob es eine Hilfe ist, wird sich noch erweisen müssen. „Der Kuss des Meeres“, so nannte Gwaethil es. Ich vermute also Meerwasser. Jedoch hat jenes zwar einen ganz eigenen Geschmack, aber ich habe noch in keinem Buch einen Hinweis gefunden, dass es heilende Wirkung habe. So bleibt nur zu hoffen, dass die Parameter „Krankheit“ und „Medizin“ in Bezug auf Elben gänzlich unterschiedlich zu den Bedeutungen für Menschen sind. Mittlerweile sind wir in der zermürbendsten Phase angelangt… dem Warten. Wir alle warten, dass sich etwas tut. Angst, Neugier, Hoffnung, Träume und Schuldgefühle sind unsere begleiter. So warten wir, beobachten und lernen. Aber was ist meine Lektion?

Ich habe die Grenzen meiner Fähigkeiten gesehen. Ich kenne sie seit langem und habe sie immer akzeptiert. Das ist keine Lektion.
Ich werde abermals meiner Arbeit den Vorzug vor Nephilem geben müssen. Auch dazu war ich immer bereit, wie sie auch immer dazu bereit war. Das ist keine Lektion.
Was gibt es zu lernen von einer Situation, in der man nichts weiß und nichts versteht?

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Lektionen können so gemein sein…

    Aber ha! Gwaethil will Aear küssen! So so!

  2. Gwaethil Eglainion sagt:

    Moment mal… Kuss DES Meeres. Wenn schon, dann küsst doch eher das Meer den Schwur-Erben, aight?

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