Epilog – II – Schatten

Lynne Salas
26. April 2009 • Kommentare: 1

Blinde Ästhetik schwelgender von Perlen besetzter Trauer finden ihre Blicke unter bleiernen Lidern. Als formten sich Geräusche zu Worten. Worte zu Gedanken. Und Gedanken zu Gefühlen. Als ließe sie nur das Kleinste erinnern, verweilt sie im Stillstand der Zeit. Jeder Atemzug fällt von Sekunde zu Sekunde schwerer. Vergangenheit atmen. Die Vergangenheit, die nichts anderes noch ist als ein quecksilberträgener Fluss geronnener Zeit.

Ausgesperrt.

Sie sucht ihn. Sie hat es geschworen. Doch findet sie nur ihre Tränen, als wären sie Sinnbild des Verbleibenden, Stilleben in der Vergänglichkeit. Hilflosigkeit. Sie hat keine Wahl mehr. Unter ihren Gedankenfingern wird die Erinnerung eines Tages fremdgeleitet beginnen zu bröckeln, wird zu wehenden Wolken graubunten Staubes zerfallen, Silhouetten formend. Schattenbilder, die sie fangen, sie vielleicht eines Tages sogar berühren, die sie aber nie wird halten können, niemals fassen. Sie wird ihre Namen vergessen, zeichnet dann nur noch mit zitternder Hand die leeren Umrisse in die Luft.

Die ganze Nacht hält sie tapfer die Augen auf, schier unerträglich der Gedanke, dass er sich in ihren Traum schleichen könnte, sie mit geschlossenen Augen sein Antlitz wird sehen müssen, dessen Lächeln allein nur den Schatten und der Ferne gehört. Entrissen. Er wird beginnen an Gestalt zu verlieren, an Sinn, er entweicht dem Sein, das sie kannte, nur eine kalte Glut hinterlassend, die bald erlöschen wird, dort, wo einst ihre zärtlichsten Gedanken ruhten.

Ausgesperrt.

  1. Ellena sagt:

    Nimmt man seine Umwelt nicht zur Kenntnis, selbst in den bittersten Stunden, wird die Umwelt irgendwann davon ausgehen, dass dies selbstgewählt ist… ich für meinen Teil habe das aus den letzten Tagen geschlossen – so leid es mir tut.

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