Ein Erbe wahren

Ellena Elteror
11. Mai 2009 • Kommentare: 4

Liebe Ioreth,
Minas Faer ist nicht mehr das gewohnte Haus. Und: Minas Faer hat seine Mauern. Verzeih mir dieses eher diffuse Sinnbild, aber es drängt sich in den letzten Tagen doch zunehmend auf. Der Truchseß selbst hat das Lehen Minas Faer neu vergeben und ich fühle mich an die Zeiten in Gondor zurückversetzt. Jene Zeiten, als man mir beibrachte, welche Folgen eine unachtsame Geste oder gar ein falsches Wort haben könnte.

Herzog Cinlir Winthallan zu Ost-Agar, Herzogin Sybell Winthallan. Beide nunmehr Fürst und Fürstin zu Minas Faer. Es waren in der Tat Mauern vor denen beide standen und vielleicht auch noch stehen. Mir kommt es zu, beiden den Weg in dieses Haus zu zeigen. Jedenfalls bin ich entschlossen das zu tun, denn ich fürchte, der einzige Weg das Erbe Alejandro Salas‘ zu erhalten ist, es dem Nachfolger eben jenes verstehen zu lassen.

Ich weiß, was du denkst Ioreth. Ich sollte mich darauf besinnen mit meinem Mann glücklich zu werden und den Fürsten seine Politik gestalten lassen. Nur: ganz so leicht ist das nicht mehr. Der Fürst hat mich im Amt des Seneschalls bestätigt. Ich gestehe, das hat mich fast verwirrt. Er wirkte auf mich wie ein Mann, der eine sehr klare Vorstellung davon hat, was eine Frau in meiner Stellung tun sollte (und du weißt wie sehr ich es immer gehasst habe, mit einer sinnlosen Stickarbeit ganze Nachmittage zu verbringen.)

Dies bedeutet aber auch, dass ich dem Fürsten zu beweisen habe, dass er nicht ein wertloses Lehen, das halb in Stein geschlagen wurde, erhalten hat. Er stellte mir eine Aufgabe, die mich  meinem Ziel womöglich näher brachte, als ich zu hoffen wagte. Ich sollte das Vertrauen seiner Gattin erwerben. Erst wenn ich dies habe, so sagte er mir, würde er unvoreingenommen auf das Haus Minas Faer blicken.

Ich habe darüber nachgedacht. Wäre ich seinem Willen gefolgt hätte ich die Herzogin benutzen müssen, ihr Vertrauen heucheln müssen, wo es keines gegeben hätte. Ich habe mich gänzlich anders entschieden, Ioreth. Und ich bin sicher, Vater wird es die törichten Gedanken einer Frau nennen, deren Teil das Haus und nicht die Geschäfte der Männer sind.

Letztlich trat ich der Herzogin offen gegenüber. Niemand hat eine solche Behandlung verdient, erst recht nicht, wenn man in ein neues, fremdes Haus kommt, fern der bekannten Heimat. Ich erinnere mich noch zu gut, als ich selbst hier ankam. Und so sprach ich in der einzigen Sprache, die keine Lügen kennt – der Musik. Umso mehr freue ich mich, da Fürstin Sybell sie verstanden hat…

So sind es auch Frauen, die die Geschicke dieses Hauses durchleben, wie es scheint. Die Fürstin muss sich neben ihrem Gatten behaupten, als Fürstin eines Hauses das ihr fremd ist.
Fürstin Lynne hingegen scheint die Abgeschiedenhait zu suchen, in jeder Hinsicht. Eine Frau, die ich immer gerne eine Freundin genannt habe, ist mir gänzlich fremd geworden. Der Schmerz um den Verlust ihres Gatten hat sie blind gemacht. Blind für ihre Freunde, die lediglich zu helfen wünschten und blind für das was es zu bewahren gilt – das worin Alejandro Salas, und sei es nur als Gedanke, weiter bestehen kann. Ich hoffe inständig, sie wird ihren Frieden finden.

So bleibe ich als im Breeland und denke an den Sommer, liebe Ioreth, während ich die ersten Knospen an den Bäumen sehen kann. Es ist ein Erbe zu wahren und darauf zu achten, es nicht hinter Mauern zu verbergen.

Fühle dich umarmt und schreibe mir, wie es Dir in Linhir ergeht, Ioreth.
Ellena Salas

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Aha! Die Unterschrift! BÄMM!

    *Klampfe raushol* Und es war Sommer… *sing*

  2. Iyrawen sagt:

    Hach, die aufrechte Ellena…ich mag den Char- und ihre Briefe! 🙂

  3. Giselher Aldorn sagt:

    Danke für das Lob 🙂
    Und was soll das heißen, „Die Unterschrift, BÄMM“ Das ist doch ne schöne, klare Unterschrift? 😉

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