Sir Aldorn betrat spät am Abend das Haus und stellte dankbar fest, dass der Kessel über dem Feuer hing, sodass er sich seinen Tee aufbrühen konnte. Der Gedanke an das Bild, das er so abgeben musste ließ ihn fast schmunzeln; vor allem wenn man bedachte, was der Abend gebracht hatte.
Er war nach Bree gegangen, um einen halbwegs plausiblen Grund zu haben, nicht in der schweren Rüstung herumzulaufen, die er nun so häufig trug. Zwar hatte er sich längst an das Gewicht gewöhnt, und die Übungsstunden bei Meister Yatas taten ein Übriges, das brachte Giselher aber längst nicht dazu, diese Massen an Metall als bequem zu empfinden. Wie üblich hatte ihn Drakon Meroun begleitet. Giselher war sich nicht sicher, ob er Drakon überhaupt schonmal ohne den Waffenrock der Klingen gesehen hatte – der Mann war ganz offensichtlich immer im Dienst. Wenn Giselher nach Bree ging, war es die Klinge zudem im besonderen Maße. Es kostete den ehemaligen Gardisten noch immer einige Mühe, nicht zusammenzuzucken, wenn Drakon ihn „Sir“ nannte.
Giselher hatte einige Zeit im Pony verbracht und wie üblich war es ihm nicht im geringsten gelungen, sich von seinen Gedanken zu befreien. Zumindest konnte er Sveawyn auftreiben, um ihr mitzuteilen, dass sein Pferd lahmte. Er ging davon aus, dass es mit den Übungen zutun hatte, die Pferd und Reiter gleichermaßen beanspruchten und er war froh, dass sich die Frau aus Rohan dem Tier annehmen würde.
Es war ihm fast peinlich gewesen. Spät am Abend, mitten in einem Gasthaus hatte er Drakon gebeten nachzusehen, ob die Stallmagd im Schankraum saß. Er wäre durchaus selber gegangen, aber es erschien ihm noch seltsamer, wenn er den Weg bis in den Schankraum mit einer Wache zurücklegt hätte. Giselher seufzte und setzte sich in einen Stuhl nahe des Kamins; er würde sich wirklich nie an solche Dinge gewöhnen. Zwar hatte er viele Stunden selbst getan, was Drakon nun tat, aber aus dieser gänzlich neuen Perspektive kam es ihm immer noch befremdlich vor.
Der Ritter hatte sich also bei seiner Stallmagd entschuldigt. Immerhin hatte er sie und ihren Begleiter von einem wohlverdienten Bier im Gasthaus abgehalten. Also wollte er zumindest beide auf ein Bier einladen und fand sich am Ende tatsächlich in der Rolle eines Herrn wieder…
Finarian brauchte eine Weile, aber schließlich äußerte er seinen Wunsch. Noch immer versetze diese Bitte Giselher in Erstaunen. Offenbar aber sah jeder, außer ihm selber vielleicht, einen Ritter von Minas Faer und Ost-Agar vor sich. Sveawyn hatte Finarian, der sich als ehemaliger Soldat Gondors vorstellte, irgendetwas über den Ritter und dessen Lehnsherrn erzählt, das Finarian veranlasste soweit zu gehen, dass er einen Eid schwören wollte – und keinen geringen.
Was das betraf hatte Giselher in den letzten Monaten zu oft erfahren, wie leicht Männer einen Eid sprachen und ihn dann wieder brachen. Also hatte er versucht, dem Mann klar zu machen, was es bedeuten würde, diesen Eid zu leisten. Diesmal war er sogar froh gewesen, dass Drakon dienstbeflissen neben ihm stand. Giselher wäre kaum in der Lage gewesen, jenen ehrbaren Ritter zu beschreiben, den Drakon schließlich in seiner üblichen Prägnanz umschrieb und am Ende seiner Erklärung als Sir Giselher Aldorn benannte. Auch das hielt Finarian nicht ab, er war sich seiner Sache erstaunlich sicher.
Also hieß Giselher den Mann niederzuknien und seinen Eid zu leisten. Als er sich wieder erhob hatte Giselher Aldorn seinen ersten eingeschworenen Mann, sah man von Zarroc ab, den Giselher nach wie vor lieber einen Freund nennen wollte.
Giselher leerte seinen Becher und stellte ihn dann auf den Tisch. Er würde morgen zu Cinlir gehen und ihm berichten, dass er schneller als gedacht im Begriff war, jene zweite Reihe aufzubauen, von der der Fürst gesprochen hatte. Auch das hatte er Finarian deutlich gesagt: Sir Aldorn zu dienen würde immer heißen Minas Faer und seinem Fürsten zu dienen. „Ja, Herr. Ganz wie ihr wünscht“ hatte der Soldat geantwortet, als sei es das normalste der Welt, dass Sir Aldorn nunmehr sein Herr wäre und Giselher hätte schwören können, das Drakon dabei in sich hinein schmunzelte…
Ja dann… Ich geh schonmal in Fürstenhaltung für nachher. 😀
*grmpf* irgendwie werde ich das Gefühl nicht los das immer dann etwas passiert, wenn ich nicht vorort bin.
Na, Zarroc. Wie es der Zufall so will, habe ich meinem eingeschworenen Mann gesagt er soll sich bei Fragen an einen gewissen Knappen wenden 🙂