Minas Faer

Dieses mal sitzt Marwa am späten Morgen mit einem ordentlichen Kater auf der gepolsterten Bank im Hause Aldorn. Das Buch auf den Knien, das Tintenfass neben sich gestellt, auf einem Stück Brot herum kauend, dass sie gefunden hat, beginnt sie zu schreiben.

Wieder Krähenhöhe.

Gestern habe ich Bryanne mit ihrem Mann in Bree getroffen. Situation ausgenutzt – Pony – Bier – Kaminzimmer.
Neues Gesicht kennen gelernt: Elmion Cardaan. Elender Frauenheld, hält nicht einmal ein Bier lang ohne Rock aus, kaum tauchte ein Mädchen auf, war er verschwunden.
Giselher, Bryannes Mann: Glatzkopf mit Profil. Hat Ahnung von Hobbits, ist aber frech wie Sonstwas. Naja.
Sein Name macht mir Spaß. Giselmund, Giselfried, Giselbard, Giselwert, Giselwin, Giselbald, und so weiter. Da fällt mir sicher noch mehr ein.
Kinnon fand auch zu uns, so wie Sethur. Die Beiden mögen sich nicht. Der Schweigsame und der Eitle, lustiges Pärchen.

Der Abend endete natürlich klassisch mit dem berüchtigten Trio. Meine Fresse, was haben wir gesoffen, mir dröhnt noch immer der Schädel. Bin mir auch nicht sicher, ob ich Bryanne heute Morgen beim Kotzen gehört habe… Vielleicht geträumt? Vielleicht schwanger? Egal.
Ich erinnere mich allerdings sehr gut an einen volltrunkenen Sethur, der mich armen Hobbit über Dinge aufklärte, die kein Hobbit wissen will. Gut, wir sind Freunde. Aber was er zwischen den Laken treibt geht mich ’nen Scheiß an. Ist vielleicht auch nicht gut, so im tänzelnden Pony darüber zu sprechen, auch nicht, wenn er von Bryanne und mir dazu gedrängt wird. Könnte mir vorstellen, dass der liebe Sethur da auf allgemeines Unverständnis trifft.
Immerhin hat er die Schankmaid angemacht. Aus Spaß, versteht sich, aber uninteressiert war sie nicht. Hab ihm vorgeschlagen, eine Gegenprobe zu machen. Ob er das gut fand? Oder sinnvoll?
Vermutlich erinnert er sich an nichts, verträgt ja auch nichts. Möchte nicht wissen, wie oft er sich heute Morgen die letzte Nacht durch den Kopf gehen ließ. Vielleicht sollte ich mit Bryanne darüber sprechen, ob wir ihm eine Frau besorgen könnten. So zur Probe. Das bißchen Silber spende ich gern.
Aber wenn der verklemmte kleine Sethur sich an nichts erinnert, dann auch nicht daran, dass er förmlich die Hosen runterließ und uns sogar herzlich umarmte. Richtig sentimental und redselig war er. Schien ihm auch gut zu tun.

Hosen runterlassen, ja, ja. Bryanne scheint daran gewöhnt zu sein, dass man sich ihr anvertraut. Ist auch nichts Schlimmes dabei. Fürchterlich ist nur die nervige Fragerei, wenn man einen Punkt hinter einen Satz gesetzt hat. Warum und wieso und das glaub ich dir nicht und sowieso und eigentlich… Verdammt noch mal. Lass mich.
Wenn ich was zum reden habe, besuche ich sie mit einem Fass Bier unter dem Arm. Bis dahin bitte Klappe halten, Lady Aldorn.