Minas Faer

Der Morgen war schon recht weit fortgeschritten, als Elmion, neben sich eine nahezu abgebrannte Kerze mitsamt seiner leeren Teetasse und nur in seiner Hose bekleidet, über den Schreibtisch gebeugt in seinem Arbeitszimmer saß.  Vor sich liegend, sein privates Notizbuch, in welchem er seinen letzten Eintrag nachliest.

Was tun wenn Gefühl und Pflichtbewusstsein miteinander kämpfen? Zwei Eigenschaften, die ab einem gewissen Punkt einfach nichtmehr in Koexistenz zueinander existieren können, ohne dass das eine durch das andere leidet. Ein Übergewicht, verursacht durch große Pflichten, droht früher oder später das Leben unter sich zu begraben. Es droht, die Dinge der Vergessenheit anheim fallen zu lassen, die einem doch als dass wichtigste im Leben erscheinen. Ein glücklicher Moment hier… ein ruhiger Abend dort. Und doch sind es nur Fetzen dessen, dass eigentlich ein Ganzes, eine Familie sein sollte. Doch was tun, wenn die Pflicht ruft, das Herz aber nach Liebe schreit? Ich vermag es meiner Liebsten nicht länger zuzumuten, ihren Mann zu entbehren. Ich möchte ihr der Mann und meinen Kindern der Vater sein können, den sie verdienen. Alles was ich dafür tun kann ist den einzig möglichen Schluss ziehen und versuchen, die Pflicht in ihre Schranken zu weisen, damit die Liebe und Lebensfreude sich entfalten kann. Es gilt also nur der Gang vor den Scharfrichter anzutreten, und meinen Eidherrn zu ersuchen, mich von einigen, meinen Fähigkeiten entsprechenden Pflichten und damit wohl meiner Position im Hause zu entbinden. Auch wenn es heißt, zugunsten meiner Liebe, meiner Familie und meines Landes, meine Stellung zu verlieren. Ich kann nur auf Verständnis hoffen, von einem Mann der mein Problem verstehen sollte als weniger von einem Herzog der seinen Hauptmann in die Wüste entsendet.

Mit einem nahezu lautlosen Seufzen schloß er schlussendlich das Buch und stand auf um sich seine Uniform anzuziehen, ehe er das Haus, hinaus in den kühlen Herbstmorgen, verlässt.