Nicht heute

Mellagaron Sinnargell
20. November 2011 • Kommentare: 0

Heute?

Zärtlich gleitet das kalte Eisen den Arm hinab, umspielt die blau durchscheinenden Adern.

Geräuchlos fährt sie hinauf und wieder hinab, ohne das rote Nass zu vergießen.

Leer der Blick des Jungen, starr auf dieses rosenrankenverzierte Meisterwerk gerichtet.

Cinlir. Dieser Name, diese fünf Buchstaben, vermögen es, mein Herz zum Stillstand , meinen Atem zum Stocken zu bringen. Nicht diese Lettern, nicht das C, das N, das L, das R oder gar die zwei I sind daran Schuld, sondern das sich hinter ihnen Verbergende. Ich kann es nicht benennen, nicht deuten. Ich lese Dinge in ihm, welche unbegreiflich für mich sind, über meine Vorstellungskraft hinausgehen. Ist dies möglich?

Sachte drückt er zu, zwei der blau schimmernden Kanäle ab, sodass kein Blut mehr fliesst.

Kraftvoll und es wird sich beim Absetzen zumindest ein Abdruck bilden.

Kraftlos setzt er ab, als ihn die Angst übermannt, noch ist dort diese mentale Barriere.

Ist es ein Zeichen von Schwäche? Bin ich schwach? Ich vermag kein Licht in dieser allumfassenden Dunkelheit zu erblicken, die auf meinem Herzen lastet. Ist es feige, sich in den Tod zu flüchten? Nach allem, was geschehen ist? Sie liebt mich und ich liebe sie nicht. Ich liebe sie und sie liebt mich nicht. Wer ist sie? Ich vermag es nicht zu sagen, doch bedrückt sie mich, raubt meinem Tage die Sonne.

Blinkend reflektiert die Klinge das durch ein Fenster einfallende Mondlicht.

Laut trifft Holz auf Metall, als er die Waffe auf dem Nachtische bettet.

Schmerzvoll verzieht er das Gesicht, entstellt das Antlitz unkontrolliert.

Sie ist es, die mich am Leben hält. Die erwiderte Liebe, wie ich sie nur einmal fand. Nur einmal in meinem Leben, ausserhalb meiner Familie. Die Schwester meines Vaters, meine Schwester, ich liebe sie und sie lieben mich. Man hat uns auseinandergerissen, gewaltsam getrennt und mich in die Verbannung geschickt. Die Sehnsucht nach ihr, sie treibt aus der Verantwortung in den Tod. Soll ich diesem unsagbaren Leid ein Ende setzen?

Nicht hier und jetzt, nicht heute.

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