Schwarz und Weiß (15.05.)

Lysawyn
16. Mai 2008 • Kommentare: 0

Es war bald soweit. Die Tränke würden bald ihre Vollendung erfahren. So saß Lysawyn jetzt also vor dem Tisch, schaute den beiden großen Gläsern zu, wie sie von unten mit flammendem Feuer heiß gehalten werden. In den zwei Gläsern, natürlich mit großem Abstand von einander auf einer Stütze stehend, sprudelten die beiden unterschiedlichen Flüssigkeiten.

Die eine Flüssigkeit, eine dunkelgrüne etwas dickflüssige, in der man kleine schwarze Punkte erkennen konnte. Ein Laie würde wohl irgendwas von Restbeständen von Mehl oder gemahlenen Pfeffer reden. Doch darin schwimmte etwas anderes. Etwas was den Heiltrunk noch ausgiebiger und stärker machen sollte. Doch dies hat auch einige Nebenwirkungen. Sie sind aber nicht langwierig, also nicht der Rede wert. Es war aber durchaus nötig. Denn das dünne Buch der Drachenkunde welches Lysawyn vor einigen Monden in ihren Besitz bringen konnte, erzählte viel von dem Feuer des Drachen. Womöglich habe der Fürst dieses Feuer nur als Beispiel gebracht, aber sie möchte auf Nummer sicher gehen. Wenn der Trunk etwas geringeres heilen sollte, dann würde es erst recht ausreichen!

Sie hatte viele Bücher in ihrem Zimmer gefunden. Das Buch der Drachen war sehr dünn, da wenig über den Drachen bekannt war und viele Informationen nur aus Gerüchten bestand oder einfach völlig durcheinander und zerstückelt waren. So musste sie mit einem Anfängerexemplar vorlieb nehmen. Das Buch der Heilkunde hat ihr bei diesem Trunk besonders geholfen. In Kombination mit Feuer und Heilung soll im Gebiet der Destilation sogar die Kälte in einem gewissen Maß helfen. Die Kälte soll das womöglich noch Nachbrennen des Fleisches aufhalten, was beim magischen Feuer durchaus sehr oft vorkommt. Das Feuer frisst sich regelrecht durch ehe es erlischt.

So hatte sie also die Samen der Eisblume verwendet. Dies bilden die schwarzen Punkte in der Flüssigkeit. Die Samen waren nicht schwer zu bekommen. Zur Zeit scheinen sich viele in das ewige Eis zu begeben um dann nur noch prahlend von ihren Abenteuern zurückzukehren.

Der Rest der Flüssigkeit bestand aus den üblichen Heilpflanzen des Waldes, nur noch sorgfältiger destiliert als üblich. Der Geschmack würde dementsprechend extrem widerlich sein. Aber darum ging es nicht.

In dem anderen großen Glas war die Hauptessenz die Mohnblume. Eine etwas blassrötliche Flüssigkeit also, die den Schmerz des eigenen Leibes in gewissem Maße betäubt. Lysawyn wird hier viele kleinere Phiolen füllen. Denn zuviel von der Flüssigkeit wirkt extrem einschläfernd und das nicht nur für eine Nacht. Sie ist regelrecht gefährlich in großen Mengen. Schließlich soll der Verwundete auch wieder aufwachen…

Die Flüssigkeiten brodelten also vor sich her und Lysawyn wartete, wartete geduldig. Sie durfte die Gläser nicht zu früh vom Feuer nehmen und auch nicht zu spät. Sonst ist alles zunichte gemacht und sie müsse wieder von vorne anfangen.

Während sie also wachsam auf die Flammen starrte, kreisten ihre Gedanken zu Antain und Talorion. Sie hatte wirklich seltsame Dinge gehört und sie weiß einfach nicht was sie von Antain halten sollte. Lysawyns Vertrauen galt hier in erster Linie Alejandro und sie würde ihn auch stets überall hinfolgen. Sein Wissen und seine Beobachtungsgabe würde sie auch nie in Frage stellen, aber die Informationen waren einfach zu widersprüchlich. Antain traute sie kein Stück über den Weg, deshalb wird sie dem schon irgendwie auf den Grund gehen… nicht heute, nicht morgen, aber sicher irgendwann, nachdem die Gefahr vorüber ist.

Jeder kann gut eine andere Geschichte erzählen, die nicht wirklich ist. Manche sogar, können diese besonders mit wunderbaren glaubwürdigen Gesten untermalen. Und andere haben wiederum keine Skrupel noch weiter zu gehen, um die Geschichten glaubhafter wirken zu lassen.

Auch sie hatte damals keine Skrupel gehabt. Ob sie sie heute hätte? Vielleicht in manchen Situationen. In einigen jedoch würde sie keine Skrupel haben, besonders wenn es um ihn ginge. Sie seufzte leicht, als ihre Gedanken um ihn kreisten. Lange ist es her, sehr lange. Doch sie würde warten. Ihr Herz wird warten.

Sie schüttelte den Kopf leicht, die Gedanken wieder bei Antain und dem Fuchs. Hier wird von dunkler Magie geredet. Verbotener Magie.
Stirnrunzelnd nahm sie aus der Tasche ihre weiße Einhornkette in die Hand. Würde er ihr dann so etwas schenken? Was ist das für eine Magie die mit dem Anhänger verbunden ist? Ach! Sie hatte doch keine Ahnung. Sie ist weder eine Zauberin noch eine Elbin. Vielleicht kann man sogar einen hübschen Lolli mit schwarzer Magie behaften und einen Totenkopf mit weißer Magie. Was ist schon schwarz und weiß… Talorion wird einen Grund haben. Vielleicht war er nicht immer so… Vielleicht haftet ihre Vergangenheit mehr an ihm als ihm gut tut.

Was es ist und warum, ist jetzt aber erst einmal nicht wichtig. Es galt nun die Tränke zu fertigen. Der Fürst wird wissen was er tut. Um die andere Sache, wird sich später gekümmert…

Und so starrte sie wachsam weiterhin auf die Gläser. Die Gedanken wanderten wieder zu ihm. Stets sind sie bei ihm, sowie auch heute.

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