Von früher

Roawen
1. Oktober 2008 • Kommentare: 1

Mit gebeugten Rücken und einen zerschlissenen Kleid schlurfte sie durch die Straßen, bei jedem Menschen der an ihr vorbeiging zuckte sie kaum merklich zusammen. Es wurde dunkel und sie musste.. sie musste einfach einen sicheren Schlafplatz finden… die Nacht sie war hier in Bree gefährlich für Mädchen wie sie, das wusste sie, es machte ihr jeden Abend panische Angst. Angst vor den Leuten.
Angst aufgegriffen zu werden und vor allem.  Angst vor dem was dann kam…
Eilig schlurfte sie weiter, gen Pony.
Dort sah es nicht besser aus, viele Menschen, viele mit Waffen, Gewalt lag in der Luft und übertünchte sogar die weltlichen Gerüche, so war es jeden Abend. Man konnte es regelrecht fühlen, sie konnte es fühlen.
Zwischen den Gerüchen, den Geräuschen, in den Lücken dieser Eindrücke nahm sie die bevorstehende Änderung der Stadt wahr, es tat wohl keiner außer ihr. Es war reiner Instinkt.
Die Leute wechselten, die Gesichter wurden verbissener, die Kleidung dunkler, die Waffen schärfer. Sie hatte es öfters erlebt, jeden Abend das selbe Spiel…

In der Nacht, erwachte, mit ihr das andere Bree, mit anderen Menschen, anderen Regeln, einer anderen Moral.
Sie blickte zum Pony und suchte, eine bestimmte Person die jeden Abend dort stand.
Sie fand sie: hochgewachen, dürr, die Kapuze  des Umhangs tief ins Gesicht gezogen. Darunter klimmte in regelmäßigen Abständen die Glut einer Pfeife aus. Daneben, die nicht bessere Hälfte der Frau, grauhaarig, bärtig,  nicht wirklich farbenfroher angezogen, mit verschränkten Armen, vernarbten zur Faust geballten Gesicht.
Und dann die Dritte im ach so illustren Bunde. Dunkelrot gewandet, bemuskelt und einen sicherlich schweren Bihänder auf den Rücken, die Pfeife in der Hand, so gehalten das man sich wunderte dass das Holz nicht barst.
Ein Altbekanntes Trio: Charls, Naiwen, Sanguisa – Syphilis, Cholera, Pest. Etwas anderes kam ihr nicht in den Sinn bei den dreien.
Wichtig war, das die Elbin von den dreien, loszog, dann hatte die Nacht wirklich begonnen, es war ungeschriebenes Gesetzt, mit ihr erwachte auch der Rest zum Leben, all diese Leute die am Tag noch unsichtbar durch die Straßen schlurften. Das ganze funktionierte wie eins dieser Wunderwerke von mechanischen Uhrwerk.
Als die Sonne hinter dem Horizont verschwand, stieß sich die Elbin von der Wand ab an die sie sich gelehnt hat und ging, stumm und mit der Pfeife im Mundwinkel davon, Richtung Rathaus. Die Nacht hatte also begonnen.
Roawen eilte davon, zurück ins Armenviertel, dort gab es die besten Ecken und Verstecke. Da war sich bestimmt sicher…
Das ihr jedoch drei Männer folgten, merkte sie in ihrer Eile nicht. Sie rannte einfach bis sie in ihren Ecklein war, sich an die Wand kauerte und horchte. Irgendwann schlief sie ein, nachdem es lange ruhig war, von dem Gestöhne und Geschnarche der Bettler abgesehen.

Tief in der Nacht wurde sie wach, leises Klingengescharre und Gemurmel hatten sie aus den Träumen gerissen.
Einige Männer standen nicht weit entfernt, hinter einer dieser Halbmauern aus Holz und sprachen sie ab.
Gesprächsfetzen die sie  verstehen konnte machten ihr das Ausmaß des Maleurs klar.
Anscheinend hatten ein paar Bordellbesitzer ein paar jüngere Frauen des Viertels als ihr Eigentum auserkoren, die Chancen das sie darunter war, waren mehr als riesig. Ihr stockte der Atem, als die Männer sich in Bewegung setzten und um die Ecke kamen. In ihrer Panik rannte sie los, zog dabei einen stumpfen Dolch aus dem Kleidärmel und warf ihn nach einen der Männer, dem Geräusch zufolge traf sie sogar, es gab ein dumpfes Plumsen und das laute Fluchen der Männer.
Trotzdem drehte sie sich nicht um, den Männern war ihre Beute aber auch nicht egal, schließlich hatten sie nun noch die Absicht sich für den einen Toden zu rächen, wie es Menschen so gerne tun.
Menschen waren in der Hinsicht wie Tiere, wir Warge oder Wölfe, das wusste Roawen also rannte sie bis…

…Sackgasse – verlaufen – Scheiße
Bree war zu groß und sie fand sich nicht mehr zurecht, landete in einer noch dunkleren, noch engeren Gasse und zu langsam war sie auch noch. Panisch drehte sie sich herum, holte schnappend Luft. Doch da war niemand…
Nein doch da war schon jemand, ein schlanker Schatten löste sich von der Hauswand. Glut glomm auf und erleuchtete ein bleiches, schmales Gesicht.
„Zu langsam, zu laut, zu hektisch, zu naiv, zu auffällig, zu hübsch.“ Die Worte drangen leise und so kalt an Roawens Ohr, das es sie fröstelte. Dann war die Elbin auch schon verschwunden, lautlos, jedenfalls für Menschenohren, einfach so…
Dafür erfüllten andere Geräusche die Gassen… ein Scharren als würde man Stoff zerreißen, darauf ein Geräusch als würde man einen Kartoffelsack umwerfen, drei mal dann war Stille. Dann vernahm sie ein Tabsen von Lederschuhen auf Stein, das Rascheln von Stoff auf Leder, das Zischen eines Schwefelholzes, das Scharren wenn ein Schwert in die Scheide geschoben wurde, das Klirren von Metall… dann kam die Elbin wieder um die Ecke, die Kapuze im Nacken, lehnte sich an die Wand und zog an ihrer Pfeife. Die ganze Eleganz und Schattenhaftigkeit hatte sie verloren und wirkte wieder wie die dürre Frau vor dem Pony, gebrechlich.
Sie musterte Roawen eine Weile, das Mädchen wagte sich nicht zu rühren.
„Komm mit, zu Zuhübsche.“ Roawen schluckte, wollte wegrennen aber sie war wie festgewurzelt. Es hatte ja keinen Sinn, es gab keinen Ausweg, nicht vor diesem Tier. Langsam, wie ferngesteuert setzte sie sich in Bewegung, folgte der Elbe die gemächlich durch die Staßen schlufte, zum Westtor hinaus.

Der ganze Tag, war einfach nur absurrt, surreal, unwirklich… wie ein Alptraum.

  1. Sethur sagt:

    Ich kann mir nicht helfen – „Charls, Naiwen, Sanguisa – Syphilis, Cholera, Pest.“ ist witzig. *g*

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