…Die Hand des Verfassers, Sethur Izhkarioth, vermag für den geneigten Betrachter einen Kontrast aus Eile und dem Versuch, die richtigen Worte zu finden, darstellen. Die Härte, welche oftmals das Schriftbild Sethurs dominiert, ist klar erkennbar, gleichsam scheint es jedoch, als würde diese aufbrechen, von einer ungewohnten Offenheit berührt, die man womöglich als Zeichen der eindeutigen Jugend des jungen Mannes interpretieren mag. Außer dem recht schlichten, bürgerlichen Siegel der Familie Izhkarioth finden sich keinerlei Verzierungen auf dem Pergament…

 

 

Mein Herr und Fürst Cinlir Winthallan zu Minas Faer,

Fürstin Sybell Winthallan zu Minas Faer,

Baroness Ellena Linhir zu Minas Faer,

Sämtliche Mitglieder des Hauses,

 

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, mich aus dem Leben und Wirken des Haushaltes zurückzuziehen, meinen Dienst zu quittieren. Ich bitte um Vergebung, dass es mir nicht möglich ist, dies persönlich an die Führung des Hauses zu wenden, die Eile und die Furcht, aufgehalten zu werden treiben mich dazu.

Ich diente mit aller mir zu Gebote stehenden Treue unter Alejandro Salas zu Minas Faer, und tat dies ebenso unter seinem Nachfolger, Fürst Cinlir Winthallan. Ich bedanke mich für das, was das Haus Minas Faer in seiner Bestimmung auch für mich sein konnte. Ein Beginn, eine Möglichkeit, eine Heimat.

Es gab mehrere Momente, in denen ich den Haushalt hätte verlassen können. In denen Menschen Eide brechen. Der Moment, in dem der Haushalt die Wahrheit über seinen Fürsten erhielt. Der Moment, in dem mein Vater durch die Klinge meines Herren starb. Der Moment, in dem mein Herr selbst starb.

Nun ist der Moment gekommen, diesen Eid zu brechen. Aus den selben Gründen, die mich hier, im Hause des Alejandro Salas hielten, werde ich jenem nun entsagen.

Die Valar mögen der Stadt im Nebel eine gute Zukunft gestatten.

 

Sämtliche Berichte, Schlüssel, Bücher und Belege des Briefverkehrs sowie übrige Dokumente habe ich hinterlegt. Ebenso meinen Sold für diesen Monat.

 

Sichere Wege,

 

Sethur Rian Izhkarioth, Kämmerer zu Minas Faer

 

 

 ~|~

 

 

An jenem Morgen fand sich auch ein fein säuberlicher verfasster Brief in der üblich eleganten Handschrift des Jungen Kostja Flarés auf dem Schreibtisch des Fürsten.

 

 

Cher monsieur le princier,

Ihr batet mich um eine Entscheidung. Drei Tage gabt ihr mir dazu, jedoch bedurfte es wenig mehr, als einen Tag. Entschieden habe ich mich.

 

Ihr spracht davon, dass ich wählen müsste, zwischen meiner Liebe und meiner Freiheit.

An sich eine Zwickmühle, aus der ich wohl nur entkommen zu hoffen dürfte, wenn ich mich einer der beiden Dinge entledigte.

Stark bezweifle ich, dass Ihr Vergnügen daran hattet, mich in diese misère zu bringen.

Umso leicht fällt es mir, Euch nunmehr meine Antwort zu geben.

 

Ich wähle beides.

Sethur Izhkarioth hat sich dazu bereit erklärt, mit mir zusammen das Breeland zu verlassen.

Ich schwöre Euch bei allem, was mir heilig ist, dass dies allein seine Entscheidung war, er war es gar, der auf diese Idee gekommen ist.

 

So hat am Ende die Liebe vollbracht, was mein Geist nicht imstande war, zu tun. Sie ist zu ihrem eigenen Schild geworden, mehr noch. Nunmehr wurde geerntet, was gesät war.

 

Ich möchte mich von Euch nicht in Feindschaft verabschieden, denn nie habt ihr oder euer Haus, auch zu Zeiten von Alejandro Salas, mir solche entgegengebracht.

Ich wünsche Euch alles Glück der Welt und gebe Euch das einzige, was ich habe: Meinen unerschütterlichen Glauben an das Gute und die Liebe, der sich heute bewahrheitet hat.

 

 

 

 

 

Wenn ihr dies gelesen habt, werden wir die Siedlung bereits verlassen haben, auch Bree wird vermutlich schon hinter uns liegen. Wohin es uns zieht, weiß ich nicht.

Ich bitte Euch, uns nicht verfolgen zu lassen.

 

Mit besten Grüßen,

Kostja Flaré

 

 

 ~|~

 

( http://www.youtube.com/watch?v=YYET51QgXiw )

 

 

Die Sonne war schon halb hinter dem endlos erscheinenden Wasser versunken.

Ihre abendlichen, gar ins rötliche gehenden Strahlen tauchten die Stadt in ein warmes, goldgelbes Licht.

Die schwere Hitze eines späten Sommertages vermischte sich mit dem frischen, ruhelosen Hauch der See. Er umspielte sie, brachte die Banner auf den Dächern zum Tanzen.

Möwen kreischten, zogen ihre endlosen Kreise über dem Hafenviertel. Von tausend Gerüchen war die Luft geschwängert. Stinkender Fisch, salziges Wasser – doch von einem wurden sie alle übertroffen. Dem vorwitzigen, nach Abenteuern gierenden Geruch eines Neuanfangs.

 

Und so kam es, dass an genau diesem goldenen Abend, in diesem Hafenviertel, auf einem kleinen Balkon aus Marmorstein, ein junger Händlerssohn aus Gondor stand und diesen Duft einatmete.

 

Der Wind zerzauste Kostjas Haar, das Ende des Stoffbandes, mit dem seine Tunika tailliert war, flatterte wie die Banner auf den hohen Türmen und Dächern. Halb schloss er die Augen und sog den Duft in sich ein, roch, sah, fühlte die Stadt, die unter ihm pulsierte. Es war ein ähnliches Gefühl wie damals, als er im Breeland angekommen war, jedoch auch ganz anders. Die rohe Energie der Menschen, sie war die gleiche. Doch war sie hier anders geformt, anders beschaffen. Heimischer fühlte er sich hier, schließlich war ihm das Wesen der Gondorianer besser bekannt. Doch dies schmälerte in keinster Weise seine Neugierde, vielleicht auch Anspannung und sogar ein wenig Furcht vor diesem neuen Leben.

Zweifel jagten durch Kostjas Kopf, führten verworrene Dialoge mit ihm, wie sie es schon oft getan hatten.

 

Da berührte ihn eine Hand an seiner Schulter. Die Finger dieser Hand waren kalt, sogar durch Kostjas Tunika hindurch. Und doch strahlten sie eine Wärme aus, die sämtliche Zweifel verjagte und nur noch ein Gefühl, eine Gewissheit zuließen. Langsam wandte der Junge den Kopf und sein Blick traf den des ehemaligen Kämmerers. Die mitternachtsblauen Augen Sethurs waren von solcher Klarheit, von solcher Tiefe, dass Kostja sich darin verlor. Tausende von Gedanken formten sich zu Wörtern, erreichten Sethur und ließen ihn verstehen, was in dem Händlerssohn vor sich ging – ohne dass auch nur ein einziger Laut die Lippen der beiden verließ. Zärtlich küssten sie sich auf den Mund. Für einen Moment schien der Wind gänzlich still zu stehen, der Fisch nicht zu stinken und die Möwen sangen lebensfrohe Lieder, denn zu kreischen. Die beiden lösten sich von einander und blickten auf das Wasser, dass durch die Sonne wie Millionen von goldenen Edelsteinen glänzte. Das Kreischen der Möwen nahm wieder zu, auch der Geruch des Fisches trat den beiden jungen Männern wieder in die Nase. Doch der Wind, der umspielte sie nur noch sanft, streichelte sie mit seiner warmen, doch frischen Luft.

 

Und dann wurde Kostja klar, dass dies der Anfang war. Aber auch das Ende. Denn diese beiden Dinge sind stets an einander gebunden. Und die Welt? Mit der Welt war alles in Ordnung.

  1. Saladoc sagt:

    NEEEEEEEEIN! Der Kämmerer ist weg 🙁

    Und Kostja auch 🙁

  2. Cinlir Winthallan sagt:

    Na dann… Gute Reise… Blog gibt’s noch, aber erstmal müssen dazu ein paar Dinge IC erledigt werden.

  3. Sybell sagt:

    *mundwackel*
    Alles dazu ooc hab ich ja schon dem David gesagt. 🙁

  4. Giselher Aldorn sagt:

    Das finde ich sehr schade, ich wünsche Euch dennoch auf Euren Wegen alles Gute, was immer sie bringen mögen.

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