Ein Diener auf Wanderschaft

Theowalt Ategon
21. Januar 2010 • Kommentare: 10

Theo zog seinen Umhang enger um sich als er kurz nach Sonnenaufgang das Gasthaus verließ.

Noch für drei Tage hatte er dein Zimmer dort im Vorraus bezahlt,
für einige Wochen würde das Geld noch reichen, welches ihm seine ehemalige Herrin als Entlohnung,
für das was er geleistet hatte, in einem Kuvert überreicht hatte.

Er trug seinen feinen schwarzen Anzug, er wollte einen guten Eindruck hinterlassen,
nicht einen solchen wie er beim Fürsten gemacht haben musste,
nachdem er in dessen Zimmer, im Gasthaus verfrachtet, worden war.

Theo musste immnoch schmunzeln wenn er daran zurück dachte.

Er straffte die Schultern und ging die Stufen hinunter, wandte sich nach links und schritt über den fast leeren Platz.
Nur einige Halblinge, die sich über das dritte oder vierte Frühstück unterhielten und ein Langohr, waren zu sehen.

„Nun denn, einen Fuss vor den anderen, Theo“ sagte er zu sich selber.
Sein Rücken hatte ihm heute morgen beim aufwachen wieder einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht, einen gemütlichen Spaziergang zu unternehmen.
Er hatte fragen müssen, wohin er sich wenden sollte, um zum Anwesen der Fürstin, die ihm so nett geschreiben hatte, zu gelangen.
„Gleichmäßig atmen, einen Fuss vor den Anderen und nicht darüber nachdenken, dass ich auch ein Pferd nehmen könnte, für den Preis von drei Mahlzeiten. Ha, Halsabschneider, ich bin zwar alt, aber zu Fuss kann ich dennoch.
So seh ich wenigstens etwas von der Umgebung und werde nicht so durchgeschüttelt, dass ich wohlmöglich noch meinen Verstand verliere. Es wird schon nicht so weit sein. Der Rat eines angetrunkenen bauerns ist nicht immer das worauf man sich ausschließlich verlassen sollte. Himmel, warum in dieser Stadt immer schon am Morgen getrunken werden muss, noch bevor die Sonne aufgegangen ist.“ Theo brummte vor sich hin, während der den Keilerbrunnen passierte und dann gen Rathaus schritt.

Ja, er kannte nun, nach fast drei Wochen Aufenthalt hier, alle Gebäude und fast jeden Nutzen derselben.
Er ging vorbei an der Handwerkshalle, zum Rathaus, mit Blick auf das Gefängnis.

Nach einer Weile, die ihm wegen seinem Rücken wie eine halbe Ewigkeit vorkam, hatte er ohne nachzudenken und zu schwatzen das Handelshaus erreicht.
Mit einem Blick nach links, nickte er zufrieden lächelnd dem Stallmeister zu, straffte erneut die Schultern und ging an diesem vorbei.
Wem wollte er etwas beweisen… wohl nur sich selber und seinem Geldbeutel, war es dem Rittmeister soch vermutlich egal, wer seine Pferde maltretierte und dessen Rücken schund, indem man nicht genug mitging im Galopp.
Theo war zufrieden mit sich selber.
Er passierte das Lager das rechts von ihm, das vor der Stadt aufgeschlagen war und wurde langsamer als er daran vorbei war.
Einen Augenblick lang blieb er stehen.
Holte das feine Papier hervor, mit dem Siegel der Fürstin, blickte darauf und öffnete den Brief.
Wieder einmal las er die weiblich korrekten Buchstaben und murmelte den Namen der Siedlung die er aufsuchen wollte vor sich hin.

Er ging langsam, grade so schnell dass er seinen Rücken entspannte und gut vorran kam.
Er machte kurz halt als er die Seen vor der Stadt sah und blieb, mit überkreuzten Händen im Rücken davor stehen.
Eigentlich eine schöne Gegend, fand er.
„Was wohl Mutter und Vater sagen würden, wenn sie mich hier, fernab von der Heimat stehen sehen. Damit hätten sowohl sie als auch ich nicht gerechnet. In Thal war es ganz anders. Da gab es so viel Wasser in der Stadt, nicht davor. Hätte ich gewusst, die Stadt nie wieder zu sehen, hätte ich mich gebührend verabschiedet. Wie ich sie damals, als Kind begrüßt habe, als mich mein Vater das erste mal mitnahm“
Er lächelt verhalten, als er so leise vor sich hinspricht.

Sachte wiegen sich die Sumpfdotterblumen, am moorigen Rand des Wassers und dort wo ein Fisch die Wasseroberfläche berüht beobachtet er die Ringe die sich zum Ufer hin ausbreiten.
„Angeln, das war etwas… mit meinem Vater zusammen – Himmel, es ist furchtbar lang her.“

Er wendet sich ab und geht weiter.
Den Blick auf die Straße gerichtet und alten Erinnerungen nachhängend.

Fast hätte er den Keiler nicht bemerkt, der sich durch das Unterholz der kargen Bewaldung wühlte.
Theo wich aus, ging nun selber durch das Unterholz und achtete peinlich genau darauf, seine Hose nicht dreckig zu machen.
In Gedanken ging er jede Möglichkeit durch, wie er vor seinem Gespräch mit der Fürstin wieder einen vernünftigen Eindruck machen könnte, sollte ihm dennoch sein Beinkleid verschmutzt werden.
Um seine Schuhe machte er sich wenig Gedanken, etwas Spucke und sein Taschentuch würden ihm helfen, das Leder wieder in einen passablen, vorzeigbaren Zustand zu bringen.

Doch, die Valar schienen gnädig zu sein, und er betrat unbeschadet wieder die Straße, kurz hinter dem ummauerten Baum.
Er blickte zurück und verweilte einen Moment den Baum betrachtend. So etwas hatte er noch nicht gesehen.
„Warum, im Namen der Valar, setzt man eine Mauer um einen Baum. Es gibt viel in Thal, aber soetwas habe ich selbst da noch nicht gesehen. Vermutlich hatten sie hier Angst, dass er wegläuft, wenn sie ihn nicht festsetzen. Was für eine Verschwendung…“

Theo wendet sich ab. Ein Blick auf seine Schuhe, in Gedanken schon das Taschentuch gezückt, geht er weiter. Seine Gedanken kreisen um das, ihm bevorstehende Gespräch. Er überprüft in Gedanken den Sitz seiner Kleider.

Der Umhang, ist zwar alt, aber gut gepflegt, frisch gewaschen in diesem furchtbaren Wasser dass er Küchenjunge ihm zugewiesen hatte. Der Bengel hatte ihm angeboten, das Waschen für ihn zu übernehmen – er wasche seine Kleider auch selber hatt er gesagt und Theo hatte ihn herablassend angesehen und sich seinen Teil dazu gedacht. Der Junge sah aus, als hätte er seit Wochen nicht mal mehr seinen Kopf gewaschen, da hätte Theo eher den Umhang verbrannt als ihm dem Rotzlöffel zu geben, der vermutlich seine fettigen Finger darin abgewischt und ihn als Schürze missbraucht hätte. Nein, nein, seine Wäsche waschen, würde er bis an sein Lebensende selber. Niemand konnte ihm dabei etwas vormachen. Selbst die Mägde in der Küche in Thal, fragten Theo um Rat, wenn es darum ging, die Arbeitskleider für einen Ball oder einen Empfang schicklich zu machen. Er schmunzelte als er an den Küchenjungen dachte.

Hose, Hemd und Gehrock waren frisch gebürstet und lang genug geglättet worden, dass ihnen nicht mehr die strapazen der langen Reise an jeder einzelnen Falte abzulesen waren. Sein Tuch hatte er perfekt gebunden. Natürlich hatte er es. Was vor dreißig Jahren noch als Knoten mit ein paar Fransen anfing, war im Laufe der ersten Jahre als Diener zu einer Perfekten Schleife geworden, die um seinen Hals hin, und die obersten zwei Bänder seines Hemdes verdeckten. Genau wie es sein sollte. Theo war zufrieden. So konnte er sich sehen lassen. Vor dem Anwesen würde er nocheinmal alles überprüfen und die Schuhe von Staub säubern. Doch bis dahin, war es noch eine Weile Fussmarsch. Er konnte noch nicht einmal die kleine Hütte sehen, die die Kreuzung zur Siedlung markierte. Aber langsam konnte er den modrigen Geruch des Moores wahrnehmen, von dem der Betrunkene gesprochen hatte, und welches er aus einer anderen Ecke schon einmal besucht hatte.

Ja auch die gegend um die Stadt herum hatte er, bis zu einem gewissen Punkt erkundet.
Der gewisse Punkt war das Lager, westlich von Bree, von dem aus man Zugang zu diesem lebenden Wald hatte, aus dem der Wind heulte wie ein unheimlicher, wütender alter Geist. Gleich neben den Grabstätten, die Theo nicht gewagt hatte zu betreten. Einige Worte hatte er mit den dort einquartierten Menschen gewechselt.
Er hatte gefragt warum man an einer solchen Stelle ein Lager aufschlug und dann noch ein Haus bauen wollte.
Die Antworten hatte er kopfschüttelnd hingenommen. Allgemein, meinte man, es wäre praktisch. Zum einen wegen der Halblinge und Menschen die hier vorbei kämen um zu rasten. Es sei schließlich eine viel genutzte Straße und zum andern könnte man so, das Übel, das sich manchmal aus dem Wald wagte vor Ort zunichte machen, und gegebenenfalls Verletzte die sich nicht davon abbringen ließen in den Wald zu gehen, und es lebend wieder hinaus schafften, sofort behandeln oder ihnen zumindest ein Lager bieten.

Theo konnte nun schon das Häuschen sehen, welches der Betrunkene wohl gemeint haben musste. Er ging darauf zu, die Sonne stand schon ziemlich hoch, es musste fast Mittag sein.
Hatte er tatsächlich so lange gebraucht, ohne zu merken wie die Zeit verging?
Er blieb einige Schritte vor der Hütte stehen, sieht sich um und nimmt sein Taschentuch hervor, es war Zeit zum putzen seiner Schuhe.
Angenehm überrascht, wie leicht es ihm von der Hand ging, richtet er sich wieder auf und nimmt den nach rechts abzweigenden Weg.
Die Siedlung um das Anwesen war nun schon in sichtweite.
Theos Schritte werden langsamer.
Nervösm, sich über die Hosenbeine klopfend betritt er die Siedlung.
Krähenhöhe, seltsamer Name für eine Ansammlung von Häusern.
Krähen… das kang nach Aas und so alt fühlte er sich nun wirklich nicht. Aber vermutlich konnte auch hier ein Fürst nicht den Namen seiner Siedlung bestimmen. „Dann also Krähenhöhe.“ sagte er sich, blickte an sich herunter und ging langsam die Straße entlang, die Wegweise, verrieten ihm, dass er richtig war und er zählte die Häuser links und rechts, bis er, luftanhaltend, vor einem der imposantesten Häuser stand, die er in der Gegend bisher gesehen hatte.

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Hab dir mal den „more“-Tag eingebaut. 🙂

    Willkommen im MF Blog!

  2. Cinlir Winthallan sagt:

    Fehlt eigentlich nur noch der dramatisch um das Fundament aufsteigende Nebel oder alternativ das einzelne Bündel an Sonnenstrahlen, die das Haus zielgenau treffen und die Fenster derart funkeln lassen, dass sie den Besucher blenden…

    Aber das kann sich ein Fürst ja aucn nicht aussuchen! >.< Man, man, man, nichts geht hier... 😉

  3. Theowalt sagt:

    „more“ Tag… so so… *nix versteht…*

    Danke für die Begrüßung…
    und…
    tut mir wirklich leid wenn es immer so lang wird…
    ich gelobe Besserung…
    das hält man ja nicht aus, immer soviel lesen 😉

    Ach ja, das mit dem Nebel – kombiniert mit einem ‚Mega-Lichtbündel‘ hab ich mir für was anderes aufgehoben

  4. Cinlir Winthallan sagt:

    Wenn du dich nochmal für die Länge deiner Postings entschuldigst, rück ma zam, junger Mann! 😉

  5. Theowalt sagt:

    Zusammen rücken klingt interessant 😉

  6. Elmion sagt:

    Willkommen im Blog! 🙂

    Ein kleiner gut gemeinter Anreiz meinerseits, du scheinst (wie mir bei deinen Bewerbungen auch schon aufgefallen ist) sehr häufig mitten im Satz, spätestens jedoch nach einem Satz, einen Zeilenumbruch einzufügen. Dies macht es (zumindest für mich) sehr schwierig/anstrengend den Text zu lesen und ihm dabei auch noch inhaltlich zu folgen. 🙂

  7. Cinlir Winthallan sagt:

    Zusammenrücken? Höhö – klar, wenn du irgendwie an Sybell vorbei kommst… 😉

  8. Theowalt sagt:

    @ Elmion: Danke fürs Willkommen heißen.
    Ja, das mit den Absätzen… das ist … hm… naja wie um meine Gedanken zu ordnen. Ich versuchs mal zu lassen… zumindest dann vorm „Abschicken“ zu ändern. Es liest sich vermutlich nur für mich einfach, weil ich es ja quasi im Kopf habe….

    @ Cinlir: Naja, nee… da kuschel ich mich lieber nich dazwischen…

  9. Sybell sagt:

    Willkommen im Blog, Theo. Und ist schön was von Dir zu lesen. Für die Länge brauchst Du Dich nun _wirklich_ nicht entschuldigen. Das freut alle mehr, als dass es sie stören würde 🙂

  10. Sethur sagt:

    Also ich mag die Absätze. Ist strukturierter. Ok, Elmion hat recht, mitten im Satz ist nicht so schön, aber ich finde hier im Blog liest es sich doch sehr angenehm. 🙂 Willkommen im Blog 🙂

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