G’nite, Milady…

Jendayi Ndapewa
13. März 2010 • Kommentare: 2

Hat er das wirklich gesagt? Hat er! Hat er! Die Worte kamen bedacht über seine wundervollen Lippen. Aber wenn Ich nun mal bedenke, wie lange wir uns kennen, wird mir doch glatt etwas übel. Nicht übel, weil es zum kotzen ist, sondern übel, weil es viel zu schnell ist. Es ist wie ein Höllenritt durch Mordor! An jeder Ecke könnte eine monströse Gestalt stehen und mich anspringen, mich hinunterreissen in die Tiefen des dunklen Seins, mich meiner Schwerter entledigen und mich waffenlos an den Pranger stellen. Dann würde es Anklagen vom Himmel regnen, Verleumdungen und böse Zungen würden sagen, ich hätte mich geopfert für den Bastard der Schatten. Sicher. Aber ‚Ich liebe dich‘ fühlt sich fast genauso an. Nicht ganz, das muss ich zugeben, aber zumindest im Ansatz. Irgendwo ist da auch etwas Gutes dran. Ein Ork, der mir kurz vor meinem Tod noch die Hand reicht, um sich vorzustellen, und nachdem er mich in Stücke gerissen hat, noch Blumen auf mein Grab legt, ist nicht ganz das, was man sonst so kennt. Ich fühle mich dennoch gut. Beschwingt. Blutige Flügel hatte ich einst. Blutig waren sie durch meine fehlgeschlagenen Sturzflüge. So ist das, wenn man Selbstmitleid hat. Ich runzel die Stirn und starre in den Nachthimmel. Er hat mich eben noch nach Haus gebracht. Haben gepicknickt. Aber was ist denn schon ein Picknick, wenn wir uns nicht gegenseittig Früchte in den Mund schieben können? Keine Berührungen. Es ist eine wirkliche Pharse. „Gute Nacht, Milady.“ jendayiHat er gesagt und sich förmlich an der Tür meiner Hütte verabschiedet. Ich schüttel den Kopf und schmunzel. Dumm, dass er nicht hier sein kann. Also wird weiter in den Nachthimmel gestarrt. Der grosse Wagen. Heiraten. Hilfe? Reich mir bitte jemand ein Seil, ich greif dann danach und bitte kräftig ziehen. Ich schaue auf den Nachttisch, auf dem das rote Buch liegt und mich anlächelt. Aber nein, irgendwie packt es mich nicht. Die Feder bleibt heute lediglich der gerupfte Rest von Ashas letzter Mauserung. Ich kratze mit den Fingernägeln über die Fensterbank. Und irgendwie muss ich wohl einen eigenartigen Laut von mir gegeben haben, da Shani auf einmal um meine Beine wuselt und mich trösten will. Ich muss lachen. Shani beäugt mich mistrauisch und verzieht sich aufs Bett. Ich seufze und grinse in mich hinein. Cardaan kennenzulernen ist wundervoll. Doch mich graut es Anion kennenzulernen. Oder seine Grossmutter, Antains Mutter. Ich schüttel mich. Sicher wird alles halb so schlimm. Ich werde den Jungen schon ins Herz schliessen. War ja bisher Platz genug drin und viele belegte Stellen gibt es noch nicht. Eine. Ja. Ich grinse schon wieder breit und hauche gegen die Scheibe. Mit zittrigen Fingern schreibe ich ‚Jendayi Cardaan‚. Irgendwie verschreckt mich das. Schnell wirds wieder weg gewischt. Aber schlecht sah es doch garnicht aus. Und nochmal gegen die Scheibe hauchen und nochmal die fettigen Finger über die saubere Scheibe ziehen. Jendayi Cardaan. Er sagt, er kann sich eine Zukunft mit mir vorstellen. Will eines Tages die Möglichkeit bekommen, mich im höchsten Masse zu ehren. So wie ich es verdienen würde. Er will mich eines Tages heiraten. Ich fröstel. Meine Füsse sind kalt. Kein Wunder. Der Kamin ist aus und ich stehe halbnackt am Fenster. Kein Licht, alles ist dunkel, bis auf eine kleine Kerze auf dem Nachttischchen. Und die brennt sich auch gerade tot. Ich fahre mir durch die Haare und mir fällt ein, dass ich Adanna noch bescheid geben muss. Also kommt die Feder doch nochmal zum Einsatz. Ich grabsche nach dem roten buch, schlage es auf und schreibe schnell:

Dringend Asha zu Adanna schicken. Nicht nach Esgaroth. Anion wird nach Bree kommen.

Das wars auch schon wieder. Ich lege die Feder in das Buch, lasse jenes offen liegen und krabbel unter die Bettdecke. Wäre doch wesentlich wärmer, wenn er nun hier wäre. Stattdessen sind Decke und Kissen eiskalt. Aber riechen tuts nach ihm. Ich atme tief ein und kuschel mich imaginär an Cardaan. Ist allerdings nur das dämliche Kissen. Ich pfeffer es sauer gegen die Wand und rolle mich zusammen. Eichhörnchenstellung. Die Kerze geht aus, es riecht leicht verbrannt. Und nach Wachs. Wächst man nicht zusammen, während einer Beziehung? Führe ich überhaupt eine? Eigentlich nicht. Dennoch sind wir irgendwie ein Paar. Ein ulkiges Paar bunter Handschuhe. Sie sehen so unterschiedlich aus und passen bestens zusammen. Vorallem sehen sie grässlich aus. Ich muss lachen und Shani hüpft vom Bett, kugelt sich auf dem Teppich zusammen. Geschwind gleiten wir beide ins Land der Träume und statt mich in den Schlaf zu weinen, wie so oft, lache ich mich heute mal hinein…

  1. Elmion sagt:

    Ja… der alte, hoffnungslose Romantiker *grins*

    Schön geschrieben 🙂

  2. Jendayi Ndapewa sagt:

    Soso .. jaha.

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