Tagwache

Sandwind
31. August 2010 • Kommentare: 0

Anor,

Sich anpassen. Das tun wir. Sich anpassen. Das müssen wir. Anders ist in der Wüste kein Überleben möglich. Die Umstände mögen gegen Euch sprechen. Aber die Stärke dennoch zu leben kommt nicht aus unserer Umgebung. Sie ist einzig in Euch zu finden. Können Eure Augen auch dorthin sehen? Wenn nein, so müsst Ihr es lernen. Für Euch. Denn ohne Euch selbst könnt Ihr auch niemandem sonst helfen zu leben. Helfen zu überleben. In Eurer Heimat mag man es Selbstsucht nennen. In der meinen ist es die Weisheit zu begreifen, dass man ohne fest in sich zu sein für niemanden eine Stütze sein kann. Darin jedoch sage ich Euch nichts neues.

Ihr schriebt, ich wäre nun an dem Ort, an den ich hin gehören würde. Seltsam, das Ihr das schreiben würdet, glaubte ich doch Ihr hättet verstanden, dass es keinen Ort gibt, an den Sandwind wirklich gehört. Keinen Ort, an den Cúronsûl wirklich gehört. Wir sind stets im Wandel, denn wir müssen es sein. Hart zu sein, unnachgiebig zu sein, stetig zu sein, das liegt nicht in unserer Natur. Wir sind wie der Sand der Dünen. Eine Wüste ändert jeden Tag ihr Gesicht. Vielleicht trifft das damit auch auf uns mehr zu, als man zuerst annehmen mag.

Manches bleibt dennoch gleich. Ich werde Ithil nie vergessen. Ebenso wenig, wie ich Anor je vergessen werde. Dennoch frage ich mich, was aus Sandwind wurde. Noch immer habe ich keine Nachricht von ihr. Was mich nicht wundert, ist sie doch, wie ich es bin. Die Sterne geben keine Antwort auf die Frage nach ihrem Verbleib. Glaubt daher nicht ich wisse nicht wie sehr Verlust derer schmerzen kann, die nicht Ithil sind. Nicht Anor sind. Es beruhigt zu wissen, dass sie ist, wie ich bin. Damit wird sie entweder die richtigen Entscheidungen treffen und leben, oder ihr Wasser geben, damit andere leben können. Zwar beruhigt dies, jedoch weiß ich auf welchen der beiden Wege ich hoffe.

Es heißt, Hoffnung sei für die Schwachen. Dem muss ich, normalerweise, zustimmen. Hoffnung rettet nicht unter Anors Unnachgiebigkeit. Vergebt mir dennoch diese Schwäche für Euch und für Sandwind zu hoffen, denn ich weiß nicht, wie ich euch beiden hier aus der Ferne sonst noch dienlich sein könnte. Jeden Rat, den Ihr erhalten könntet, habt Ihr bereits gehört. Es bleibt den Blick in den Himmel.

Hier regnet es so oft, dass ich manchmal fürchte Anor nicht wiederzusehen. So sehr, dass ich glaube, ich könne an Land ertrinken. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass es zu viel Wasser geben kann. Um so mehr vermisse ich Anors Wärme. Seine tröstende Hitze. Es bleibt Ithil in ihrer Ruhe, die kühl die Flammen von unserer Haut nimmt. Dann kann ich schlafen.

– Cúronsûl –

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