Man wird sehen

Yazan Barakah
16. September 2010 • Kommentare: 5

Eine neue Stadt. Ein neuer, alter Name. Vielleicht keine weiteren Toten. Man wird sehen.

Vor zwei Tagen erhielt ich Antwort auf meinen Brief an das Haus Minas Faer. Seither verging kein Moment, in dem ich nicht geprüft wurde. Ein Übungskampf – mit Schwertern! Zehn Jahre lang werde ich am Speer ausgebildet und muss mich dann auf einen Schwertkampf einlassen, zumal gegen eine Frau … die Völker des Westens haben einfach keinen Sinn für Kriegskunst. Selbstredend lies ich sie gewinnen, um ihren Herrn nicht zu beleidigen. Wenn ich hier überdauern will, werde ich mich an die hießigen Gepflogenheiten anpassen müssen.

Das darauf folgende Gespräch mit seiner Durchlaucht Fürst Cinlir Winthallan war wenig ergiebig. Zehn Jahre lang wird mein absolutes Stillschweigen gefordert und nun muss ich mich hier zunächst einer Prüfung der Worte unterziehen.Offenbar begnügte sich der Fürst jedoch mit diesem nichtssagenden, flüchtigen Blick und gewährte mir eine Bewährungszeit, an deren Ende ich den Eid auf sein Haus schwören soll.

Gardist Mornadae, die Frau, gegen die ich im Übungskampf antrat, zeigte mir die Unterkünfte der Wache. Der Fürst muss ein sehr großzügiger Mann sein, hausen seine Wachen doch in einer prunkvollen Halle, mit einem Bett für einen jeden, selbst für Rekruten. Vermutlich werde ich dennoch den Boden vorziehen, wenn schon nicht aus Gewohnheit, dann doch zumindest, um nicht zu verweichlichen. Die Gardistin versprach mir, sich um eine Ausrüstung und Wechselkleidung für mich zu kümmern, eine Aufgabe, die mir für ein Weib doch gleich viel passender erscheint. Irritierend ist, dass sie mich gleich am ersten abend „Kammerad“ nannte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man hier so schnell Vertrauen gewinnt, oder sich gegenüber einem Wüstensohn um Zusammenhalt und Höflichkeit bemüht. Hohn?

Am nächsten Tag war es mir möglich, mit Sir Giselher Aldorn, dem ersten Ritter des Hauses, zu sprechen. Eine seltsame Person. Für einen Mann in seiner Position ist sein Verhalten wahrlich – überraschend. Aus einem mir noch nicht ersichtlichen Grund scheinen ihn die Leute hier jedoch zu achten und respektieren. Weiteres Studium seiner Person scheint zwingend, ehe ich darüber urteilen kann.

Nun zum größten Problem … Alyisha Gynezhturna. Sie traut mir nicht. Natürlich nicht. Auch sie hielt eine Prüfung für mich bereit – eine Prüfung der Geduld, so scheint mir. Sie gab vor, etwas über meine Absichten hier in Erfahrung zu bringen, doch kann ich mich des Verdachtes nicht erwehren, dass ihre eigenen Absichten weit weniger ersichtlich sind, als ich bisher annahm. Ich muss herausfinden, wieviel sie von mir weiß, aber ihr Schoßhündchen scheint ihr zu keiner Zeit von der Seite zu weichen. Weiß sie zuviel, so gibt es nur eine logische Konsequenz.

Der erste Schritt auf diesem neuen Weg ist getan. Der Weg zurück ist für immer versperrt, dafür habe ich gesorgt. Wohin der neue führt, ich weiß es nicht.

Man wird sehen.

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Sehr großzügig, dieser Tzahal. 😀

  2. Cwenwesc sagt:

    Ja wirklich sehr großzügig das er sie gewinnen lassen hat*hust*

  3. Tzahal sagt:

    Der verliert doch nicht gegen eine _Frau_! Hallo?! Das wäre ja noch schöner.

  4. Giselher Aldorn sagt:

    Sehr schön. Die Giselher-Akte: dieser Mann ist offenkundig wahnsinnig und doch vertraut man ihm ein Kommando an. Willkommen in Bree, mein sandiger Freund 😀

  5. Dionos sagt:

    Schoßhündchen? Logische Konsequenz…mmm *murr* ;P Na schauen wir mal…

Du musst eingeloggt sein, um zu kommentieren.