Jedes Julfest hat mehr als ein Gesicht …

Cyrah
8. Dezember 2010 • Kommentare: 1

Vor Jahren …

Zwischen den Felsen zieht Rauch auf, ein kleines Feuer schenkt Wärme und ein kleines Kind und ein Mann sitzen daran, in dicke Decken gewickelt. Es riecht nach Tannenzweigen, ein Topf mit Gewürzwein verströmt seinen Geruch und über dem Feuer brät eine Rehkeule. Der kalte Wind peitscht fast schon um die Felsen und das kleine Lager. Das Mädchen rückt dichter zu dem Mann auf, es mag vielleicht acht Jahre alt sein.

An einem der Felsen lehnen ein großer Bogen, sowie auch einer, den dieses Kind bereits führen könnte. Neben dem Mädchen liegt ein Bärenhund und schläft tief und fest, strahlt ein wenig Wärme noch ab, die er mit ihm teilt. Doch das Mädchen achtet nicht auf den Hund, krault ihn ganz abwesend zwischen den Ohren und hängt an den Worten des Mannes. Welcher ihm eine Geschichte erzählt.

„…und weil selbst Fuchs und Hase sich in dieser Nacht die besten Freunde sind, der Winter seine Hälfte beschritten hat und die warme Zeit wieder zurück kommt, darum ist diese Nacht eine der Ruhe und des Friedens.“

Ruhig war seine Stimme und die Kleine lachte leise, sie freute sich schon so sehr auf das Essen, auch wenn es spät geworden war, diesmal. Es war längst Nacht geworden … das Reh schmeckte gut … doch dann war der kurze Zauber dieser Nacht auch schon vorbei, es war Zeit sich schlafen zu legen.

Als sie am nächsten Morgen erwachte, steckte ein frischer Tannenzweig an ihrem Lager, es duftete herrlich und sie blieb noch einen Moment liegen, nur um den Geruch zu geniessen. Er musste ihn dort hingesteckt haben, während sie geschlafen hatte. Jetzt war er bereits wieder auf der Jagd, sie sah sich um. Sie wusste genau, er würde es nicht gut heissen, aber dennoch, sie zog ihre Stiefel an, den dicken Winterumhang, welchen sie fest um sich schlingen konnte und die warmen Handschuhe. Dann machte sie sich auf den Weg zum Dorf, von einer kleinen Anhöhe aus, sah sie herüber. Die tiefe Schlucht lag zwischen ihr und den Häusern, die lange Brücke.

Dort drüben erwachte gerade das Leben, in vielen Fenstern standen Lichter, brannten Öllampen und vor jeder Türe hing eine solche, meistens waren sie sogar rot. Der schwere Geruch des Feuers, welches in dieser Nacht dort immer entzündet wurde und wohl zu der Besonderheit gehörte, wie die Menschen dort mit dieser Nacht umgingen, lag noch in der Luft. Es war so friedlich, so ganz anders als sonst … aber sie wusste, die durfte diese Brücke nicht alleine überqueren und Bron war sonst schon kaum und dieser Zeit schon gar nicht, dazu zu bewegen mit ihr dorthin zu gehen.

Noch ein kurzer Blick zu all den Dingen, die sie nicht verstand, dann wandte sie sich ab und lief zurück zum Lager, er würde bald zurück sein und das Feuer durfte nicht ausgehen, gerade um diese Jahreszeit war es schwer, es dann wieder gangbar zu machen.

Zur selben Zeit an einer ganz anderen Ecke, auch hier war es noch Nacht, eben jene Nacht.

Stille lag über dem Dorf, die meisten waren in ihren Häusern, einige hatten sich auch zusammen gefunden, wieder anderen saßen im Gasthaus und wussten sonst nicht, wohin sie sollten. Doch kaum einer war allein.

Bis auf sie, sie hatte sich zurück gezogen in ihr Versteck und betrachtete eine kleine Ansammlung von Dingen, es war viel Zeit nötig gewesen, sie zusammen zu sammeln. An das Buch zu kommen, war das schwerste gewesen, dass sie niemand erwischte. Ausserdem hatte sie dazu weiter fort gemusst, damit es hier niemand vermisste. Die schlanken, fast schon dünnen Finger strichen über die einzelnen Dinge, während sie weiter drinnen im Dorf Gesang hören konnte, Frohsinn und Feierstimmung.

Sie atmete tief durch die Nase ein, fast war es so, als würde sie den Braten schon riechen können, den es sicherlich in einem der wohlhabenderen Häuser geben würde, das frische Tannengrün, aus welchem Gestecke gemacht wurden, die an den Haustüren hingen. Ein kleiner Klecks Grün in dieser Kälte. Als sie heute noch das letzte „gefunden“ hatte was ihr noch für diese Nacht gefehlt hatte, war ihr der Geruch von Bratäpfeln in die Nase gestiegen.

Lange hatte sie überlegt, wie sie all diese Dinge zustellen würde, aber dann war es ihr eingefallen. Es war ihre Aufgabe Dinge zuzustellen, so auch heute, sie würde es einfach  in der Nacht machen und wenn sie jemand sah, oder gar ansprach, konnte sie ganz ruhigen Gewissens sagen, dass sie ihrem Beruf nachging. So würde immerhin niemand auf die Idee kommen, dass die Kleinigkeiten, die einige morgen Früh finden würden, von ihr stammten. Immerhin war sie nicht lieb, sie war auch nicht nett und … naja der „gute“ Ruf eben, den sie zu wahren hatte. So stand sie auf, als die Nacht schon die Mitte überschritten hatte, ihr Magen knurrte kurz, aber das überhörte sie schon länger, wickelte den alten Schal um welchen sie einmal „gefunden“ hatte, nahm die Handschuhe und den dicken Umhang (beides hatte sie sich letzten Winter von ihrem ersten Geld gekauft, welches sie über den ganzen Sommer zusammen gesammelt hatte, indem sie viele kleine Botengänge getätigt hatte.) und die Stiefel (die wiederrum waren von einer Gruppe vom fahrenden Volk gewesen, sie wären jetzt schon weit weg und niemand würde mehr auffallen, dass sie jetzt solche Stiefel hatte. So flauschig mit Fell und herrlich warm. Auch wenn sie ihr noch etwas zu groß waren, nächsten Winter würden sie schon passen. Jetzt genügte auch ein wenig Stroh, damit sie sie nicht verlor.

Am nächsten Morgen dann, würden einige Leute etwas vor ihren Haustüren finden. Ein alter, blinder Mann würde eine warme Decke finden, sie hatte sogar die unzähligen Löcher darin notdürftig geflickt und … nein der alte Besitzer würde sie nicht vermissen. Immerhin wurde er jetzt nur noch von seinen Lieben vermisst und er hätte diese Decke so oder so nicht mitnehmen können, warum sie ihm also lassen. Vor zwei Türen würden sich Tigelchen mit einer Salbe finden, sie war gut gegen blaue Flecken und er konnte sie brauchen, immerhin hatte er noch welche, die er ihr zu verdanken hatte. Der zweite Tigel war für ein Mädchen in ihrem Alter, sie wusste genau, dass sie jeden Morgen vor ihrem Herrn aus der Türe sah und eilig frische Milch holte. Meist sah sie dabei nicht gut aus, aber der Tag würde kommen. Dann würde sich das alles ändern, dann würde er sie nicht mehr schlagen, das hatte die Kleine sich vorgenommen.

Müde fiel sie auf ihr Lager nieder, als die Sonne schon über den Horizon kriechen wollte, sie war noch bis nach Bree zum Armenviertel gelaufen, der Händler würde nie erfahren, dass seine Äpfel vor den Türen hier gelandet waren. Das war auch nicht wichtig, wichtig war nur, dass sie dort lagen und gefunden werden würden … von den richtigen.

Mit diesen Gedanken schlief sie erschöpft in ihrem Faß ein, immerhin war es warm darin, der vielen Felle und Decken sei dank, die sich in all der Zeit angesammelt hatten.

((Sorry aber einfach weil.. musste der untere Teil mal hier mit dazu…))

  1. Heridan sagt:

    Oha. Derya ist ja lieb, nett und sozial. *Reporter hol*

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