Minas Faer

Vor Jahren…

Bryanne ließ ihren Oberkörper nach vorne sacken, so dass ihr ganzer Körper einklappte und die flachen Handflächen den Boden berührten und seufzte wohlig. Die Entspannung für den Rücken und das Dehnen der Beine tat immens gut, nachdem sie heute seit fünf Uhr morgens (nun mehr seit 10 Stunden) in der Küche stand. Nach dem 500. Gewürzkeks hatte sie aufgehört zu zählen aber es befand sich sicher derzeit das Doppelte in den großen Kisten mit den Tannenzweigschnitzereien. Sie richtete sich wieder auf und schob das Becken vor, erneut stöhnte sie als die sich langsam verhärteten Muskeln erneut Dehnung bekamen. Im Hintergrund sangen Merit und Britha lautstark. Die eigentlich fröhlichen Lieder, waren nun mehr zu Motivationsgesängen verkommen, auch wenn die Frau und die zwei Mädchen jedes Jahr sehr viel Spaß daran hatten, die Feier zur Wintersonnenwende vorzubereiten. Bryanne wusste nicht, seit wann diese Feier eine Tradition bei den Klingen geworden war, nur, dass seit sie denken konnte, zu dem Fest jedes Bett im Winterlager der Klingen zu diesem Zeitpunkt fast doppelt belegt war und alle der Familie versammelt waren, die es sich trotz ihrer Pflichten irgendwie erlauben konnten, wenn auch nur für 1-2 Tage in das Lager und auch in das „Fuchs und Stute“ zu kommen. Damares hatte mithilfe einiger Geschwister vor Sonnenaufgang einige erlegte Wildschweine in den Küchentrakt des Gasthauses gebracht und dann schleunigst die Flucht ergriffen, um nicht als Hilfe eingespannt zu werden. Immer mehr Stimmen drangen als lautes Gemurmel bis in die Küche, ein sicheres Zeichen dafür, dass sich das Haus langsam füllte und ihre Brüder und Schwestern begierig darauf warteten, dass in den Abendstunden der Braten und die Süßigkeiten aufgetischt wurden und sie, nachdem sich Lucan und Merit bedient hatten, wie Heuschrecken darüber herfallen konnten. Zwar gaben sich die Frauen des Gasthauses stets Mühe möglichst alle Mäuler satt zu kriegen, aber stets entbrannte ein lärmender wenn auch humorvoller Kampf um die besten Kekse und größten Bratenstücke.

„He Bry, nicht trödeln, Du faule Tochter einer Orkmutter!“ rief Britha zu ihr hinüber nur um kurz darauf einen kritischen Treffer von Merits Topfhandschuh einstecken zu müssen, worauf hin sie ausgelassen lachte. Bryanne zurrte grinsend ihr Kopftuch erneut fest und ging wieder zurück an die Arbeit. All die Schufterei würde an diesem Abend vergessen sein, wenn auch sie sich auf das Essen stürzte während der Julscheit im Feuer knisterte, gemeinsam mit ihrer großen Familie Lieder sang, zu viel von Merits Punsch trank, um dann wahrscheinlich wie jedes Jahr seelig betrunken von einem ihrer Geschwister ins Bett gebracht zu werden.