Verliebt, verlobt, verschwunden

Finarian
9. Dezember 2010 • Kommentare: 2

Da war er nun also, allein.

Nein, er war nicht allein. Da waren seine Kameraden. Neue Kameraden. Söldner, die wie er seine wenigen Silberlinge damit verdienten, Orks und andere böse Kreaturen von kleinen Siedlungen und Dörfern fern zu halten, überall dort, wo die Armeen der Könige, Fürsten und anderen Herren versagten.
So auch hier, einem Grenzgebiet Rohans, nahe Gondor. An einem ähnlichen Ort musste sie damals geboren sein. Der Gedanke peinigte ihn. Ungeduldig wartete er auf die Ankunft der plündernden Orks.
Der Kampf war das Einzige, was ihn weitermachen ließ. Der Kampf, gegen die abscheulichen Kreaturen Mittelerdes. Und doch kämpfte er nicht um zu siegen, sondern um zu vergessen. Denn nur im Kampf konnte sich sein Geist befreien, von der Last seiner Entscheidung.
Wenn das Blut floss und die Schreie der Gefallenen die Sinne benebelten. Nur dann vermocht er sich noch lebendig zu fühlen.
„Orks! Die Orks kommen!“
Da war es. Der Ruf, auf den er gewartet hatte. Mit ausdrucksloser Mine ergriff er sein Schwert und schloss sich den anderen an. Der Himmel über ihnen hatte sich verdunkelt und der Regen fiel in dicken Tropfen auf sie hinab. Ein Sturm zog auf.
Der erste Ork in seiner Reichweite starb durch den beidhändig geführten Schlag seines Schwertes. Auch ein zweiter und dritter Ork fielen dem kalten Toben des Söldners zu Opfer.Beim vierten wäre er fast getroffen worden, doch duckte er sich unter dem Schlag hinweg und erschlug die abscheuliche Gestalt.
Und dann geschah es. Der Hieb kam von Rechts. Natürlich. Er hatte immer gewusst, dass ihm das fehlende Auge eines Tages zum Verhängnis werden würde. Nun war es soweit. Unkonzentriert war er gewesen und hatte dadurch seine anderen Sinne vernachlässigt.  Nun spürte er die Strafe. Die Klinge des Orks bohrte sich tief in seinen Leib.
Er glitt zu Boden. Er hörte das Grollen des Donners. Der Kampf über ihm tobte weiter, doch seine Gedanken waren ruhig. Hier war er nun. Und hatte er das nicht die ganze Zeit gesucht? Die süße Erlösung des Todes. Jeden Tag war er ein wenig mehr gestorben, seit jener Schicksalhaften Nacht indem Furcht Besitz von seinem Herzen ergriffen hatte und er geflohen war.
Geflohen. Er! Wo er so viele Kämpfe ausgefochten hatte. Geflohen vor Bindungen der Ehe, vor einem Eid, den einzuhalten es ihm schwierig geworden wäre, geflohen vor der Frau, die er liebte, aus Angst sich jemals wieder so sehr an einen Menschen zu binden, dass er ihn verletzen konnte.
Geflohen, vor den schönsten grünen Augen, in die er jemals hatte blicken dürfen.
Er schmeckte das Blut in seinem Mund. Er spürte die Tränen seine Wange hinab gleiten.
Ein heller Blitz erhellte das Schlachtfeld für einen Moment, erneut hörte er das Donnern, als die Orks, gleich dem Sturm des Himmels, über das Dorf fegten, der Widerstand gebrochen, die Bewohner zum schlachten und schänden bereit.
Doch all das kümmerte ihn nicht. Er wollte es nur noch einmal hinaus schreien in die Nacht, in den Sturm, in die Welt, aus der er nun scheiden würde. Wollte mit aller Kraft jene Worte rufen, die er schonmal sagte und doch im entscheidenen Moment nicht an sie geglaubt hatte.
Und unter größter Kraftanstrengung brachte er, Finarian aus Gondor, Kämpfer unzähliger Schlachten, Liebhaber, Eidbrecher und Mistkerl,jene Worte über seine Lippen, einem Flüstern gleich, bevor sich die Dunkelheit über seine Sinne legte und es Nacht um ihn wurde.
„Ich… Liebe dich… Sveawyn…“

  1. Sveawyn sagt:

    Och moi, der kann einem ja richtig leid tun

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