Dunkelheit

Fianah Rattner
30. März 2011 • Kommentare: 0

Die Tür öffnete sich nur langsam. Dunkel war es drinnen, als sie eintrat. Dunkel und leer. Lediglich die letzten glühenden Reste des Feuers spendeten ein wenig Licht. Sie verharrte einen langen Augenblick und betrachtete Sveas Bett. Es war ordentlich gemacht. Nicht zerwühlt wie sonst. Seitdem Sethur darin geschlafen hatte, war es unbewegt. Sie mochte das nicht. Mochte nicht diese Ordnung. Noch weniger die Leere, die so ein Bett ausstrahlte.  Fianah seufzte und trat noch näher an das Bett heran. Sie legte ihre Hände auf das Fußende und starrte auf die Decke. Sie hasste es allein zu sein. Hasste die Erinnerungen, die bestimmte Orte in sich bargen.

Vorsichtig strich sie über die Bettdecke. Es war jene Decke, die sie geholt hatte, als sie draußen saßen. Als er ihr seine Geschichte erzählte. Als sie anfing mehr in ihm zu sehen. Einen Moment lang krallten ihre Finger sich in den Stoff und sie schloss die Augen, als eine Träne sich den Weg nach unten bahnte, kniff sie sie zusammen. Sie wollte nicht weinen. Nicht schon wieder. Nicht wegen ihm. In diesem Augenblick verfluchte sie sich dafür, Sethur hier schlafen gelassen zu haben. Hätte sie dies nicht, wäre vielleicht noch etwas von ihm hier. Sie krabbelte ins Bett und kuschelte sich an die Decke. Roch daran. Nichts. Nichts war übrig. Weder hier noch in ihrem Zimmer. Nur noch in ihrem Herzen. Sie hätte besser auf ihren Traum hören sollen. Es einfach behalten. Für sich ganz allein. Aber allein sein…das war es was sie nicht wollte.

Nun hatte sie noch einen Grund mehr aus diesem Haus zu flüchten. Entweder das oder sie würde sich daran gewöhnen müssen. Auenland…das schien möglich zu sein. Den Eid zu verlassen…selbst das. Auch wenn er das wohl nicht wollen würde. Würde sie es wollen? Die Menschen, die sie mag enttäuschen und weggehen? Niemand hatte ihr beigebracht, was es heißt zu seinem Wort zu stehen. Niemals war es so wichtig gewesen. Keiner in ihrem Viertel nahm sowas wirklich Ernst. Und normalerweise war es stets ihr Herz gewesen, dem sie folgte. Nur schien jenes sie ständig in die falsche Richtung zu weisen.

Wieso sie schwarz trug? Wieso sie trauerte? Weil ihr Herz es tat. Wieder. Und wieder war er es, der die Schuld daran trug. Indirekt, wie immer. Der goldene Käfig hatte ihr seine Gitter gezeigt und damit alles kaputt gemacht.

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