Minas Faer

Müde und erschöpft ließ sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Sie war geblieben solange sie konnte. Hatte seine Wunden versorgt. Zu ihm gesprochen. Seine Hand gehalten. Es war nicht das erste Mal dass sie ihren Bruder so zugerichtet sah. Dennoch. Es brach ihr jedes Mal aufs Neue das Herz. Vermutlich war es gut gewesen das Arian krank wurde, so dass sie der Übergabe nicht beiwohnen konnte. Wäre sie da gewesen…hätte sie sich nur wieder in Schwierigkeiten gebracht. Niemals hätte sie zugelassen das sie ihn so zurichten!

Sie hatte Rogonn darum gebeten allein mit ihm sein zu können. Er bräuchte Ruhe war die Begründung. Das eigentlich sie diejenige war, die Ruhe haben wollte, verschwieg sie. Sie hatte keine Ahnung, ob er sie hörte. Trotzdem erzählte sie ihm alles. Viel zu lang war er weg gewesen. Er wusste ja noch nicht einmal von ihrer Verlobung. Ja…sie würde heiraten. Irgendwann. Auch wenn sie sich das alles ein wenig anders vorgestellt hatte. Vielleicht ähnlich wie sie beide es beinahe getan hatten. Ja, es entsprang dem Alkohol und ja es war eine völlig dumme Idee…aber…es wäre wenigstens schnell gegangen. Er kannte sie. Und Atherton sollte es auch wissen. Geduld…war nun mal nicht ihre größte Stärke. Schon gar nicht, wenn sie sich auf etwas freute. Je länger all das dauerte, umso unrealer wurde es irgendwie. Sie sahen sich kaum und dann bestand Atherton auf getrennte Zimmer. War das zu fassen? Ja sie hatte versprochen sich zurück zu halten und all das, aber…Nun ja…vermutlich waren das Dinge, die er eigentlich gar nicht hören wollte. Es hieß also warten.

Jedenfalls zog sich alles viel zu lang hin. Und es würde sich noch weiter hinziehen, denn Sethur war nun fort. Aufgebrochen nach Gondor. Er hätte sich sicher gern von ihm verabschiedet. So übermittelte sie einfach einen Gruß. Auch wenn Sethur ihr das nie gesagt hatte. Sie hielt es für sein Interesse auch Finh in irgendeiner Weise zu verabschieden. Noch immer wartete sie auf einen Brief von ihm. Er hatte versprochen zu schreiben. Wenn sie zurückschreiben würde, würde sie ihm auch Finhs Meinung darüber mitteilen, dass er sich einfach so aus dem Staub gemacht hatte.

Nun ja…dann war sie noch bei Aris Eröffnungsfeier. Ja…sie hatte ein Haus gekauft und daraus…etwas gemacht, wo er sich ganz sicher wohl fühlen würde. Als Bruder der Chefin gab es auch ganz bestimmt Rabatt auf die Mädchen. Sie selbst war nicht allzulang dort geblieben. Den Faustkampf hatten sie verpasst und Janush schien sich dort auch nicht besonders wohl zu fühlen. Was aber wohl an Ari lag. Sie sieht noch immer nicht den Unterschied. Zwischen ihm und seinem Bruder. Zugegeben, sie selbst ertappte sich anfangs dabei etwas zu sehen was nicht da war. Immer wenn er mit Arian spielte, hatte sie sich eine zeitlang vorgestellt, ob es wohl genauso bei Tarik ausgesehen hätte. Ob es das gewesen wäre was alles geändert hätte. Mittlerweile jedoch fragte sie sich das nicht mehr. Er war einfach zu anders. Auch wenn er genauso aussah.

Dann war da noch sein eigener Bruder…Es begann langsam kompliziert zu werden. Worte, die besser niemals ausgesprochen werden sollten, sind letztlich doch gefallen. Hier machte sie eine lange Pause und sah nachdenklich auf den Boden des Zimmers. Mehr würde sie nicht sagen. Mehr gab es nicht zu sagen. Ein letztes Mal an diesem Abend drückte sie seine Hand. Sie strich ihm eine Strähne aus der Stirn und setzte einen Kuss darauf. Leise hauchte sie, dass sie ihn liebte und am nächsten Tag wiederkommen würde. Dann erhob sie sich, verabschiedete sich auch von Rogonn und ging nach Hause. Wieder einmal hieß es warten…darauf das er aufwachte.