Vom Leben, Kampf und Handwerk

Lysawyn
1. Mai 2008 • Kommentare: 0

Jahrelang war ich gefangen in einem Haus voller Gewalt und Angst. Der Tod hatte meinen Vater holen wollen, doch erst nach 5 Jahren hatte er es geschafft und dies befreite mich letztendlich von der Sorge und von der Pflicht bei meinem Vater zu bleiben.

Ich konnte endlich mit meinen jungen 17 Jahren das Haus verlassen. Leise, still und heimlich. Meine Brüder hätten mich nicht gehen lassen wollen, mit Gewalt hätten sie womöglich versucht mich daheim zu halten. Mein Vater war beerdigt, es hielt mich also nichts mehr dort. Ich habe es geschafft zu fliehen. So ging ich in die weite unbekannte Welt hinaus, die ich zum ersten Mal erblicken durfte und vorher noch nicht kannte.

Und jetzt bin ich hier, mittlerweile das 18. Lebensjahr erreicht, habe Freunde, einen Platz, eine Gemeinschaft und … einen Mann. Es ist noch gar nicht allzuviel Zeit vergangen und ich habe soviele neue Dinge erlebt, gesehen und gefühlt. Und ich weiß nicht wie ich mich manchmal verhalten soll, wie es manchmal richtig ist. Ich fühle mich oftmals fremd, und doch auch wieder vertraut. Ob es so etwas wie Instinkte in einem Menschen gibt? Instinkte die einem automatisch etwas richtig tun lassen? Bei Tieren scheint dies stets vorhanden zu sein, sie verhalten sich immer so wie es sein sollte. Selbst wenn sie früh von ihrer Mutter getrennt wurden.

Doch habe ich manchmal das Gefühl falsch zu handeln auch wenn ich gerne meinen Instinkten folgen würde. Doch vielleicht bin ich einfach noch zu jung, zu unerfahren. Was soll ich von mir selbst erwarten? Von mir selbst, die ich doch die Welt erst vor vielen Monden zuerst erblickt hatte. Vielleicht sollte ich aufhören soviel von mir selbst zu erwarten.

Meine Gedanken kreisen stets bei ihm, sind stets um ihn. Ich vermisse ihn zu fast jeder Stunde. Was ist nur los mit mir? So habe ich noch nie gefühlt. Noch nicht mal damals. Damals als die Hoffnungslosigkeit mein Herz heimsuchte. Und jetzt? Jetzt ist alles so von Hoffnung und Glück erfüllt, dass ich Angst habe es wegen meinen eigenen Fehlern zu verlieren.

Ich hätte gestern nicht die Treppe hinauf gehen sollen. Ich glaube es war falsch, nicht richtig, oder einfach kein Verhalten von einem Erwachsenen. Mein Kopf sagte, „Gehe nicht. Er hat Dienst. Er hatte selber gesagt, du müsstest zwei Tage alleine bleiben. Warum wird er das wohl gesagt haben?“ Doch mein Herz hörte nicht auf mein Kopf und schlug mir andere Dinge vor. Also ging ich trotzdem hinauf. Erblickte den Fürsten, Lynne und wie es nicht anders sein sollte. Ardeyn Falkenauge als seine Leibwache.

Ehe ich vom Blick des Fürsten erfasst wurde, wurde ich auch schon hinein gebeten. Es gab kein zurück mehr. Nun war ich doch da. Ich hätte direkt umdrehen sollen, denke ich mir heute. Aber nun war ich da und der Fürst sprach sofort von mir und Ardeyn. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich geglaubt, dass er ein Zauberer ist und meine Gedanken gelesen hatte. Ich fühlte mich unwohl, ertappt und ausgezogen.

Er erlaubte mir schließlich doch zu bleiben. Und ich blieb einen Augenblick. Ich redete mit dem Fürsten über meinen Titel und meine Aufgabe. Tja.. wenn da diese Aufgabe nicht wäre. Warum fällt es mir so schwer mich innerhalb der Gemeinschaft einer Ausgabe zu widmen? Ich bin in vielen Dingen begabt, wage ich von mir zu behaupten. Doch ich weiß nicht, welche Art von diesen Dingen der Gemeinschaft nützlich sein könnte.

Ich helfe Ihnen schon oftmals mit dem Brauen von Tränken und Ölen oder dem Mischen von Farben. Ebenso kann ich mit der Landwirtschaft umgehen. Schließlich war mein Vater ein Bauer und ich musste schon in meiner Kindheit ordentlich mit anpacken. Doch diese zwei Talente würden mich entweder in eine Gelehrtenstube oder auf ein Feld in Michelbinge führen. Zwei Aufgaben, die in der Bearbeitung Zeit und Ruhe benötigen und wenig mit Gesellschaft verbunden waren.

Ebenso bin ich eine begeisterte Schwerttänzerin. Ich kann mit Dolch und Schwert umgehen und trainiere gern und oft meinen Körper. Ich fühle mich im Kampf meist sicherer als in den anderen Dingen, die im Leben bewältigt werden müssen. Ich kenne die Regeln des Kampfes, ich kenne meinen Körper und meine Stärken und Schwächen. Ich weiß auch wie man tricksen und ablenken kann. Ich weiß darüber sovieles. Doch vom Leben selbst noch sehr wenig.

Aber Wachen gibt es genug. Und meist beinhaltet die Aufgabe einer Wache still und ruhig zu stehen und… zu wachen. Darin liegen meine Talente nicht. Ein Elb meinte zu mir, ich sei eine Katze. Eine gewandte gefährliche Katze. Eine Katze die zu einem Panther heranreift. Und Panther wachen nicht. Panther greifen vom Hinterhalt aus an, im stillen, im Dunkeln. Nur die gelben leuchtenden Augen sind meist in der Dunkelheit zu erkennen. Welche Aufgabe könnte einer Pantherdame zuteil werden? Ich weiß es nicht. Wohl eher einem schönen schwarzen Bettvorleger…

Und trotzdem, vom Kampf abgesehen, liegt mir das Handwerk. Es macht mir Spaß. Vielleicht sollte ich meine Aufgabe damit verbinden. Aber eine schlichte Handwerkerin? Nein.. irgendwas anderes muss es sein. Etwas, was damit verbunden ist. Ich kenne den Markt auch ein wenig, ich weiß wo hie und da der Preis für das ein oder andere Material liegt. Ich könnte vielleicht auch die anderen Handwerker in der Gemeinschaft unterstützen. Ich werde mir das noch genauer durch den Kopf gehen lassen. Aber eines weiß ich sicher. Für die Diplomatin in mir ist es noch zu früh, viel zu früh …

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