Stille

Rodgar Wogenwolf
5. Februar 2009 • Kommentare: 4

Langsam aber stetig hob sich der Mond und tauchte die siedlung in ein Schemenhaftes Zwielicht.Rodgar hatte seine Rüstung gegen etwas bequemere Hosen getauscht und trug nurmehr diese und seine Stiefel.In diesem halblicht hoben sich die Tätowierungen seltsam hervor.Insbesondere der Drache auf seinem Arm dessen konturen,aus einem silbern im Mondlicht funkelden hauchdünnen draht bestand.

Ebenso trug er der Tradition entsprechend,mit schweren Nieten besetzte Handschuhe mit denen er seine Schwerter neben sich baumeln lies.

Er hob den Kopf,schaute zu den Sternen und erinnerte sich an die Geschichte die Keandra dereinst erzählte als er,wie am heutigen Abend seine Schwertführung zu verbessern versuchte.

Immerwieder gingen ihm die harschen und doch so sanft gehauchten anweisungen Keandras durch den Kopf die sie ständig einwarf während sie die Geschichte erzählte.

Er richtet seine schwerter in gerader linie vor sich,schaut über die brünierten Klingen mit ihren wohl mehr als scharfen und polierten Schneiden und beginnt….dem Rhythmus seines herzschlags folgend.Langsame bewegungen,bis ins kleinste detail vorgegeben und einstudiert.Ein wechselspiel aus Atmung,kontrolle,führung und wissen.Fast einen Tanz gleichend.

Vor langer Zeit lebten fünf Wolfsbrüder, die unzertrennlich waren.
Wo sie auch hinwanderten, immer blieben sie zusammen.
Nur ihr Freund “ Kojote“ durfte sich in ihrer Nähe aufhalten, mit diesem
teilten sie auch gerne ihre Beute. Eines Abends sah Kojote seine Freunde
in einer Reihe sitzen und in den Himmel schauen.
“ Was habt ihr entdeckt?“ fragte er die Brüder.

– Kämpfe zuerst mit dem Geist und das Schwert wird folgen. –

“ Wir sehen uns den Himmel an!“ sagte der älteste der Wölfe.
Am nächsten Abend traf Kojote die Brüder wieder am selben Platz, und wieder
betrachteten sie den Himmel. Neugierig wandte er sich an den zweitältesten
der Wölfe und fragte ihm, ob er ihm vielleicht verraten würde, warum sie jedes-
mal in den Himmel starrten. Aber seine Frage blieb unbeantwortet.
Der Argwohn der Wölfe kränkte Kojote sehr, und nachdem er sie vier Abende
beobachtet hatte, beschloss er, einen letzten Versuch zu machen.

– Das erste Ziel der Kunst des Kampfes ist die Einheit von Kämpfer und Waffe.

Wenn Waffe und Mensch eins werden, wird selbst ein Grashalm in der Hand zur starken Waffe.

Das zweite Ziel der Kunst des kampfes ist die Waffe aus der Hand zu legen.

Da man die Waffe auch im Herzen trägt, kann man seine Feinde mit bloßen Händen besiegen. –

Diesmal wandte er sich an den jüngsten Wolf und fragte ihm, was es den
am Himmel zu sehen gäbe. Darauf erzählte ihm dieser, dass sie dort
zwei Tiere entdeckt hätten, aber nicht wüssten, wie sie sie erreichen können.
“ Lasst uns hinaufsteigen und sie fangen“, sagte Kojote.
“ Wie sollen wir das tun“.
“ Oh, mir wird schon was einfallen, um in den Himmel zu gelangen“, erwiderte
Kojote. Er sammelte eine große Menge an Pfeilen, die er, einen nach dem anderen
in den Himmel schoss. Der Erste traf die Himmelsdecke und blieb dort stecken.
Mit dem zweiten traf er das Ende des ersten. Und so schoss er immer weiter,
bis die Pfeile, in einer langen Reihe aneinanderhaftend, wie ein Seil
vom Himmel bis zur Erde reichten.
“ Jetzt können wir hinaufsteigen „,sagte Kojote.

– Das Harte mit dem Sanften zu vereinen, das ist die Kunst des Kampfes.

Ein Schwert alleine hat keine Macht, erst der Mensch erweckt es zum Leben.-

Zuerst kletterte der älteste Wolf empor und ihm folgten seine vier Brüder.
Als letzter machte Kojote sich auf. Nach mehreren Tagen mühsamen
Kletterns und Klimmens erreichten sie endlich die Himmelsdecke.
Wie sich nun erwies, waren die zwei Tiere, die die Wolfsbrüder von der
Erde aus erspähten, Grizzlybären.
“ Geht nicht so nah heran“ warnte Kojote seine Freunde. “ Sie könnten euch
anfallen und in Stücke reißen“ Aber die jüngeren Wölfe stürzten bereits
auf die Bären zu, und die anderen zwei Brüder liefen hinter ihnen her.
Nur der älteste Wolf hielt sich zurück. Als er sah, dass die Bären sich
friedlich verhielten, trat auch er näher.
Kojote jedoch misstraute den Bären. Er wagte sich nicht heran.
Aus der Ferne blickte er zu den Tieren herüber und dachte bei sich:
Es ist ein hübsches Bild – die sieben Tiere dort.

– Das wichtigste beim Kampf ist nicht die Gewalt, sondern die Geschwindigkeit.-

Wenn die Leute auf der Erde in Zukunft in den Himmel blicken, werden sie sagen
da muss doch jemand geholfen haben die Wölfe hinaufzubringen.
Und dann werden sie die Geschichte von mir erzählen, die Geschichte vom Seil
aus Pfeilen, mit dem ich die Wölfe in den Himmel führte.
So stieg Kojote wieder hinab und bewunderte noch einmal das Bild der
sieben Tiere. Das Seil aus Pfeilen aber entfernte er, so das keines von ihnen
wieder herabklettern konnte. Die sieben Tiere am Himmel werden seitdem
“ Großer Bär “ genannt.

– Fühlen. Nicht denken. Vertraue deinem Instinkt.-

Man kann noch deutlich den ältesten Wolf und seine Brüder und die beiden
Grizzlybären erkennen. Kojote fand so großen Gefallen an den strahlenden
Sternenbild der sieben Tiere, dass er Lust hatte, den ganzen Himmel mit
Sternen auszuschmücken. Und nachdem er sein Werk vollendet hatte, rief
er den Wiesensperling zu sich und bat ihm, wenn er einmal nicht mehr am
Leben ist, jedem, der den leuchtenden Sternenhimmel bewunderte, zu erzählen
dass dies seine Schöpfung sei, was der Wiesensperling auch bis heute
gewissenhaft tut.

Nachdem er die abfolge gewissenhaft beendet hat lässt er die Schwerter langsam locker neben sich hängen und Atmet einmal tief durch.

Vorsichtig hebt er den Kopf zum Himmel und nickt ihm zu,lächelt zufrieden und spricht leise zu sich selbst.

„Ich denke ich verstehe nun…die antwort ist –Stille-„

  1. Liniath sagt:

    ne schöne geschichte 😀 wenn auch gemein >.<

  2. Sethur sagt:

    Mir hören „Hero“ trapsen – allein da der Film toll und der Blog schick geschrieben ist: Sehr schick 😉

  3. Rodgar sagt:

    Danke 🙂

    Genau „Hero“,ich fand den Film auch sehr nett.Allein die Namen 😀 Fallender schnee….obwohl ich ihre Sterbescene als Paradebeispiel der Theatralik bezeichnen möchte 🙂

  4. Iyrawen sagt:

    Ja *nick, nick* „Hero“ ist ein guter bildgewaltiger Film. Und das hier ein sehr schöner Blog! 🙂

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