Friedwart I.

Marwa Mackenschild
7. April 2010 • Kommentare: 5

„Ich will aber kein Pferd!“

„Ich glaube auch nicht, dass man dir ein Pferd gibt. Eher ein Pony.“

„Soll das etwa heißen, ich sei ZU KLEIN für ein Pferd?“

Marwa bleibt stehen, droht Kinnon mit ihrer Keule, die sie liebevoll „Bums“ getauft hat. Doch dieses Mal bleibt der Jäger ruhig. Er seufzt schlicht, vermutlich genervt, denn Marwa hat die Eigenart immer im unpassendsten Moment ihr Temperament zu Tage zu tragen. Warum er immer noch mit ihr unterwegs ist, weiß er nicht. Der Hobbit ist loyal, hilfsbereit, zuverlässig und hat ihm geholfen mit den Äxten, Schwertern und Dolchen. Aber der Hobbit ist auch frech, aufbrausend, beleidigend, respektlos, dreist, übermütig, brutal, versoffen, nicht zu stoppen. Wie ein Zwerg.

Es gibt eigentlich keinen Weg aus diesem Fettnäpfchen hinaus. Klein ist klein und gesagt ist gesagt. Also bleibt ihm nur die Flucht nach vorn.

„Ja, bist du!“

„Bin ich NICHT.“

„Doch.“

„Nein!“

„Du bräuchtest eine Leiter zum Aufsitzen.“

„Ich sollte dir die verdammte Scheiße aus dem Leib prügeln du dämlicher Sohn einer verschissenen Bilwisshure!“

Zeternd und fluchend stapft Marwa weiter. Kampf ausgestanden. Kinnon schmunzelt vor sich hin, froh, sich nicht wieder prügeln zu müssen und spart sich weitere Kommentare. Nicht reden ist häufig besser, vor allem wenn man Marwa begleitet. Nicht reden bedeutet: nicht von Marwa zusammengeschlagen werden. Sie ist wie ein Zwerg im Blutrausch, der wochenlang keinen Tropfen Bier hatte.

Sicherheitshalber lässt er den guten Bums jedoch nicht aus den Augen, bis sie beim Pferdehändler angekommen sind.

… einige Zeit später ….

„Wie nennst du deine Mähre?“

„Es ist ein Pferd, Marwa.“

„Schleicht wie ’ne Mähre…“

„Dein Pony ist auch nicht schneller.“

„… ’n alter klappriger Ackergaul. Der hat dich beschissen.“

„Trotzdem hättest du ihm das blaue Auge nicht verpassen müssen.“

Marwa grinst und fängt an bei dem Geschaukel auf dem neuen Pony ihre Pfeife zu stopfen. Sie reitet schräg hinter Kinnon und ist bester Laune, seit sie ihr Verhandlungsgeschick unter Beweis gestellt hat.

„Jetzt bescheißt er dich nicht mehr, wetten?“

„Trotzdem hättest du nicht…“

„Was kann ich dafür, wenn er ZUFÄLLIG neben der Mauer steht, auf die ich ZUFÄLLIG klettern wollte, gerade als er frech wurde?“

„Zufall, natürlich.“

„Außerdem ist das DEINE Schuld, ganz allein DEINE.“

„Bitte was?!“

„Hättest du mich nicht Klein genannt, wäre ich nicht schon wütend gewesen, als er es auch getan hat.“

Kinnon dreht sich in seinem Sattel zu seiner Begleitung um und betrachtet sie dabei, wie sie seelenruhig ihr Pfeifenkraut zum Glimmen bringt und die ersten Rauchkringel in die Luft bläst. Er ist zunächst sprachlos über ihre Schuldzuweisung und alles was ihm einfällt, würde nicht unbedingt dazu führen, sich beliebt zu machen.

„Tut … mir … leid?“

„Na bitte. Geht doch!“

Marwa drückt ihrem Pony die Fersen in die Seiten, um zu Kinnon aufzuschließen. Sie grinst zu ihm hoch und will Pfeifenrauch in seine Richtung blasen, doch der Gegenwind macht ihr einen Strich durch die Richtung. Sie verzieht unerfreut das Gesicht und tätschelt ihrem Pony mit der freien Hand den Hals.

„Nicht so hastig, Friedwart. Ich mag’s nicht geschüttelt zu werden.“

„Friedwart?“

„Ja und? Wie heißt deine Schindmähre denn?“

„Es ist ein PFERD, Marwa.“

„Und das hier ist ein Friedwart.“

„Warum ausgerechnet FRIEDWART?“

„Warum nicht? Wie heißt dein Gaul denn? „Pferd“?“

„Ich weiß nicht…“

„Ich aber. Er sieht aus wie ein Friedwart.“

Kinnon entscheidet sich abermals an diesem Tag zu Schweigen. Eine Weile reiten sie still nebeneinander durch die hügelige Landschaft und genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Er zumindest. Ob Marwa so etwas überhaupt registriert, ist unwahrscheinlich, denkt er sich.

Vor ihnen geht gerade die Sonne unter. Fast romantisch, wäre die weibliche Begleitung eine Elbe. Oder eine Menschenfrau. Oder einfach irgendetwas anderes – Weibliches. Romantik und Marwa. Sie beachtet den Sonnenuntergang vermutlich gar nicht, oder empfindet seine Schönheit als lästig.

Kinnon hängt seinen Gedanken nach, als der berittene Hobbit ihn dabei stört, Rauchkringel blasend, mit einer simplen Feststellung.

„Die Sonne geht unter.“

  1. Theowalt sagt:

    untergehen… das tut sie immer… jeden Tag wieder – obs ihr nicht langweilig wird?

  2. Sybell sagt:

    *vor sich hin schmunzel* Ja, die Sonne…und die Blumen 😉

  3. Sethur sagt:

    Wie… äh… herzig? 😉 Ich warte auf die Blogs Friedwart II bis MLDXIV 😛

  4. Marwa Mackenschild sagt:

    I’m a poor lonesome cowboy, I’m a long long way from home…
    *sing*

  5. Marwa Mackenschild sagt:

    Marwa reitet aktuell übrigens Friedwart III.
    😀

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