Rückblick

Heridan Flusswieser
20. April 2010 • Kommentare: 3

Früh am morgen war Heridan bereits losgegangen. Nephi würde den Tag gut brauchen. Und ihn dabei nicht. Er war sich fast sicher, dass Bryanne vorbeikommen würde um ihr zu helfen. Und so packte er, nachdem er das Frühstück für sie bereitet hatte, die fein gearbeitete grüne Robe ordentlich gefaltet in ein Bündel. Sicherlich hätte er eine prächtigere anfertigen können, aber, nein. Diese war die richtige. Definitiv.

Mit der gegen Schmutz und Flecken eingewickelten Robe verließ er die Siedlung, machte sich auf den Weg nach Stadel. Grüßte den Hobbit, der am Marktplatz des Dorfes seine Waren anbot und bat ihn, nach ihm zu sehen, sollte er sich am Nachmittag nicht spätestens verabschiedet haben. Und so ging er zu dem Hügel über dem kleinen Weiher, legte sich rücklings ins Gras, den Kopf auf die Arme gebettet. So starrte er eine Weile in die Wolken, wie er es früher gerne getan hatte. Nach einiger Zeit fielen ihm, ganz in Gedanken, die Augen zu.

An eben demselben Ort, nur knappe zwölf Jahre früher, wachte Heridan auf. Es ging wohl bereits in den Vormittag hinein, was er daran festmachte, dass das Leben begann, in dem Hobbitdorf einzuziehen. Die Frühaufsteher unter ihnen – will heißen, diejenigen Hobbits, die aus eigener Erfahrung bestätigen konnten, dass es so etwas wie einen Sonnenaufgang gibt, gingen bereits ihrem Tagwerk nach.
So auch Ferlo Lochner. Heridan sprach oft mit dem Hobbit mittleren Alters, der so viel von fremden Ländern (namentlich dem Auenland, dem Bockland und der Straße, die von dort aus nach Bree führt) zu berichten wusste. So viele Geschichten kannte, die Leuten widerfahren sind. Sofort richtete Heridan sich lächelnd auf, ging herunter zu dem Hobbit.
„Hallo Ferlo… wo warst du eigentlich die letzten Wochen?“ – „Oh… Tag Grüner“ – „Lass das, ich hasse es, wenn du mich so nennst.“ – „Tut mir leid Grüner.“ – „…“ – „Ich war bei Nerelias Eltern, mit ihr zusammen. Wir… nun, hatten eine schöne Hochzeitsfeier. An der berühmten Methelbühne!“ – „Eine… Hochzeit?“ Der Hobbit setzte ein Grinsen auf. „Ja, Heridan, eine Hochzeit. Wirst du auch mal haben.“ – „Bloß nicht.“ – „Oh doch. Komm, wenn du immer so freundlich bist, wirst du sicherlich n nettes Mädchen finden, mit der du dir das später vorstellen kannst.“ – „Nie und nimmer!“ – „So? Ich hab doch neulich gesehen wie du mit dieser einen getuschelt hast, da an der Wegkreuzung… Livrada hieß sie?“ – „Hmja…“ – „So wie ihr die Köpfe zusammengesteckt habt, war da was hinter, hm?“ Ferlo zwinkerte Heridan schelmisch zu, was dessen Miene nur verfinsterte. „Naja… um ehrlich zu sein haben wir über was gesprochen, wobei ich ihr helfen musste. Sie hat bei ihrer Tante was kaputt gemacht und ich habs mit den Werkzeugen von Fuhrgut wieder heil bekommen. Und sie musste mir noch erklären, dass wenn ihre Tante das rauskriegt sie davon ausgehen muss, dass ichs verraten hab. Und dann sagt sie ihrem Bruder ich hätte sie angefasst, damit der mir alle Zähne ausschlägt.“ Der Hobbit verzog nun das Gesicht, einmal wieder bemerkend, dass es in Schlucht doch recht direkte Umgangsformen gab. „Naja… glaub mir, nicht alle sind so. Und ob du willst oder nicht, irgendwann findest du auch mal eine.“ – „Hoffentlich nicht…“

Heridan blinzelte. Ein kleiner Vogel war neugierig auf dem schlafenden Medicus gelandet und flatterte bei der kleinen Bewegung wieder von dannen. Die Sonne stand hoch am Himmel und würde wohl bald im Zenit stehen. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Heilers.

„Du ahnst nicht, wie froh ich bin, dass du recht hattest, Ferlo…“

  1. Heridan sagt:

    To Be Continued 😀

  2. Theowalt sagt:

    *unbedingt mehr lesen will!*
    Schreib alter Mann, schreib *grinst und kann die Fortsetzung kaum erwarten!*

  3. Fianah sagt:

    Ich mag ja Rückblicke…:)

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