Lilie auf grünem Grund

Gwaethil Eglainion
12. August 2010 • Kommentare: 5

Was habe ich getan? Das habe ich nicht gewollt! Ich habe doch nur geschlafen. Und es war mir zu nahe.
Ich bin sechs Jahre alt und habe zum ersten Mal getötet.
Vaters Stimme beruhigt mich. Er sagt, daß es für mich nun Zeit wird, den Umgang damit zu lernen. Er wird es mir beibringen. Und andere werden kommen.
Seine brummende Stimme ist oft das einzige, das in unserem kleinen Haus am See zu hören ist. Wir leben abseits von Städten und Dörfern. Jetzt weiß ich auch warum.
Es ist wegen mir.
Es gibt ein paar andere Häuser in der Nähe, aber die wenigsten Leute kenne ich. Ich kenne den Jungen mit den nussbraunen Haaren. Ich mag ihn. Er ist mein einziger Spielgefährte hier. Vater sagt, das liegt daran, daß er ist wie ich.
Die meiste Zeit bin ich aber mit meinem Vater allein. Ich erfülle Aufgaben im Haus. Ich stehe mit der Sonne auf und gehe mit dem Mond ins Bett. So wie Vater.
Er erzählt mir oft Geschichten von früher. Ich mag es, wenn er das tut.
Ich bin acht Jahre alt. Manchmal kommen Leute zu Besuch – hin und wieder sogar Elben. Dann bleiben sie über Nacht, und ich schüttele ihre Betten auf. Eine Elbin kommt seit dem Vorfall vor zwei Jahren öfter. Sie betrachtet mich oft und stellt Fragen. Sie ist schön, aber sie ist auch ein bisschen gruselig. Bestimmt kann sie meine Gedanken lesen, und das will ich nicht. Aber sie ist nett. Und irgendwann erzählt sie auch Geschichten von früher und von weit entfernten Orten.
Andustar.
Dann gibt es noch eine Elbin. Eine andere. Sie hat immer ein Buch bei sich, das in grünes Leder geschlagen ist. Vorn im Umschlag ist eine Lilie eingebrannt. Sie hat dieses Buch immer mit, wenn sie kommt. Und sie lässt es nie da, obwohl ich wirklich gern drin lesen möchte.
Ich bin zehn Jahre alt und verbringe viel Zeit mit dem Jungen. Im Sommer sitzen wir stundenlang am See. Dann liest er mir vor. Oder ich lese ihm vor. Und ich beginne mich zu fragen, wie es sich wohl anfühlt, wenn man sich zum ersten Mal verliebt. So vielleicht? Ich könnte ihm ewig dabei zusehen, wie er sich die eine widerspänstige Strähne immer wieder aus der Stirn wischt, während er mit verstellten Stimmen vorliest. Aber er muss mich fragen. Umgekehrt geht das nicht. Ich kann doch nicht ihn fragen. Ich muss kichern bei dem Gedanken daran.
„Was ist?“, fragt er. Ich antworte nicht. Er liest weiter.
Wie die Zeit vergeht. Ich bin 14 und merke, daß ich mich verändere.
Da kommt eines Tages wieder diese Elbin und sagt, daß ich dieses Mal mitkommen muss. Vater sagt nichts dagegen. Aber als ich mich von ihm verabschiede sehe ich ein feuchtes Funkeln in seinen Augen. Aber ich werde ihn doch wieder sehen, bald, oder? Oder? Warum sagt keiner von beiden was? Warum sagt Ihr nichts?
Sie führt mich fort, und ich kann meine Tränen nicht zurückhalten.
Am Zaun steht mein Freund mit den nussbraunen Haaren (die er jetzt ein wenig länger trägt). Er hat Reisegepäck dabei.
„Er wird uns begleiten.“, beantwortet die Elbin meine ungestellte Frage.
Er sieht ebenso unglücklich aus wie ich. Doch als wir beide hinter der Elbin hergehen, tastet er behutsam nach meiner Hand. Der Weg durch den Wald ist lang und dunkel. Ich bin froh, daß er bei mir ist.

Gwaethil schlug die Augen auf. Blick zur Decke. Sein eigener, regelmäßiger Atem. Dann erst spürte er das leichte Gewicht der Hand auf seinem Bauch und die Wärme des Gesichtes, das sich an seine Brust schmiegte. Sie lag neben ihm. Er hob den Kopf ein wenig, um sie ansehen zu können. Da sah er, daß sie zwinkerte.
Sarolan war also bereits wach.

  1. Gwaethil Eglainion sagt:

    *wirft mal die Gerüchteküche an*

  2. Sybell sagt:

    *wirft in den brodelnden Kessel eine ordentliche Portion Salz und Pfeffer*

  3. Elmion sagt:

    *klopft eine ganze Packung Brühwürfel mit Rinderbrühe dazu*

  4. Cwenwesc sagt:

    Hach es war soooo schön *schwärm* 😀

  5. Sanguisa sagt:

    *schmeißt ne Packung Sahne sowie Chili hinterher und legt dezent eine Packung Verhüterlie daneben, kichert fies und verduftet*

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