In taking revenge, a man is but even with his enemy; but in passing it over, he is superior.

– Sir Francis Bacon

Der Krieg ist vorbei. Wir haben endlich wieder einen König. Und Minas Faer wartet auf ihre Fertigstellung. Meine Frau und ich sind erst heute hier angekommen. Sie hat sich umgehend zu Bett begeben, immerhin war die Reise äußerst beschwerlich. Auch für die Kinder.

Die Stadt im Nebel also. Nach so langer Zeit ist sie endlich erreicht. Und nun, da Frieden herrscht, ist es wohl die Zeit zu feiern. Was auch immer man darunter verstehen mag…

Magister Anrondir empfing Valdoran, Faeryllian, Mornadae und mich. Der Mann muss sich inzwischen auf einen Stock stützen. Zwei Mal wäre er fast gestürzt. Und das waren nur die beiden Male, die ich tatsächlich bemerkt habe. Meine Anwesenheit an sich schien ihn bereits äußerst nervös zu machen. Um so besser. In einem Verwalter ist das eine gute Qualität. Es lässt ihn mit den Zahlen sehr sorgfältig umgehen. Bisher jedenfalls gab es, was ihn angeht, keinen Grund zur Klage, wenngleich ich auch Zweifel hege, ob er das ebenso sah. Er war wohl auch der einzige, der dem Feiern ebenso abgeneigt war, wie ich selbst.

Früher wurde oft der Vergleich zu meinen Männern mit Hunden gezogen. Zumindest in einem Punkt musste ich zustimmen. Valdoran gab sich stets Mühe, wie ein fleißiger Hund eben. Immer bestrebt seinem Herrn zu gefallen, auch wenn es nicht immer gelang. Mornadae mag Recht haben, wenn sie sagt, er würde an seiner Aufgabe wachsen. Ein wenig Zeit wird er wohl jedoch noch brauchen. Ohne Herausforderung jedoch könnte das länger dauern als ursprünglich angenommen. Denn nun, da der Krieg vorbei ist, gibt es kaum noch Gefahren, die einem Haus Winthallan drohen.

Wenn ich schreibe, nur der Magister wäre wenig in Stimmung gewesen zu feiern, so unterschlage ich dabei Mornadae. Der Frau kann man gerade heraus befehlen sich gefälligst zu amüsieren. Wenn sie den Befehl befolgt hat sie eine sehr interessante Ansicht über Amüsement: Stille, Beobachtung. Je länger sie hier ist, desto schwerer ist sie zu verstehen. Aber der Eid ist geleistet, und das ist alles, was ich wissen muss. Sie ohne Uniform zu sehen war definitiv ungewohnt. Dafür um so gewohnter sie, Faeryllian und Valdoran hinter mir bei unserer Ankunft in Gleichschritt verfallen zu hören. Ein Geräusch, das sogar Minas Faer zu einer Heimat werden lässt.

Ein anderes Thema ist Cenedor. Auf Befehl macht er fast alles, außer singen, wie sich herausstellte. Zu seinem Glück muss man ihn wohl ein wenig zwingen. Sich amüsieren – nur auf ausdrücklichen Befehl. Eine Meroun könnte ihm diesbezüglich wirklich helfen. Und er scheint allen Willen dazu zu haben. Auch Britha scheint angetan. Nur Bryanne eben nicht… Und ich glaube nicht, dass sie an ihr vorbei kommen werden, auch, wenn ich das alles andere als gut heiße. Mag sein, dass sie in Bryannes Augen nicht zusammenpassen. Aber wenn die beiden glücklich sein könnten, warum ihnen die Chance verwehren? Seltsam, dass die Rollen so verteilt sind und Bryanne und ich nicht genau gegensätzlich denken.

Besagte Britha scheint fast noch genau so viel Angst vor mir zu haben, wie in den ersten Tagen. Mit mir zu sprechen wirkt als würde es sie überfordern. Neben mir zu sitzen? Ein Albtraum, wie sie sich gibt. Der Spaziergang muss die reinste Qual für sie gewesen sein. Ein Wunder dass sie danach überhaupt noch reden konnte, vor allem über mich. Dafür teilt sie das Talent ihrer Schwester nicht zu wissen wann der Bogen überspannt ist. Aber zu einer Feier ist fast alles zu verzeihen. Böse gemeint war wohl nichts. Der Alkohol tut das übrige.

Faeryllian und Meroun sind nicht das einzige mögliche Paar. Auch Drakon Meroun trat vor mich, in Begleitung einer Frau, von der ich kaum etwas sah. Ausgerechnet Drakon Meroun. Der Mann, dem niemand ein Liebesleben zugetraut hätte. Um seinen Wert für Giselher weiß ich, daher wünsche auch ich ihm nur das Beste, wenngleich ich wenig Gelegenheit hatte mit ihm zu reden. Es war wohl besser ihn mit dieser Frau in Ruhe zu lassen. Auch er hatte die Feier mehr als verdient.

In all der Zeit in der wir hierher unterwegs waren, gelang es Flusswieser offensichtlich seine Arbeiten betreffs des Mittels gegen Wundbrand und Fieber zu verschlüsseln. Er hat einen sehr interessanten Künstlernamen gewählt. Evang. Nicht etwa, dass das für mich nach einem Namen klingt. Nur hat er leider noch keinen Schlüssel seine Aufzeichnungen entschlüsseln zu lassen. Noch darf ihm unter keinen Umständen etwas zustoßen. Ich hoffe inständig er bleibt sicher. Krieg hin oder her, sein Wissen könnte von unbezahlbarem Wert sein…

Hier in Minas Faer trifft man dafür auf Gestalten, die noch seltsamer sind als Flusswieser. Die Frau aus Rohan, Arnhild ihr Name, ist für ihren Verlust zu bedauern. Sie trank viel, schlief früh. Der Architekt versäumt fast meine Ankunft und verteidigt dann Salas‘ Bauvorhaben für einen Pavillion an der denkbar ungünstigsten Stelle. Und dann noch dieser Weinhändler, der seine Zunge nicht im Zaum zu halten wusste… Ein äußerst auffälliger Trupp. Wie Bryanne richtig bemerkte hätte es im Pony nicht viel schlimmer zugehen können.

Die gute Lady Aldorn… Je länger ich sie kenne, desto weniger verstehe ich sie. An einem Tag scheint sie gerne mit mir zu reden, am nächsten nicht. Die Feier war wohl einer letzterer Tage. Dann wiederum, ich bin kein guter Trinker, jedenfalls nicht so wie sie es erwartet. Dennoch habe ich sie selten so – es fällt mir schwer Worte dafür zu finden. Auch ist sie längst noch nicht schwanger, wie mir scheint. Ich frage mich, ob ich mir Sorgen um Giselher deswegen machen sollte.

Hammerkopf sollte hier genug zu tun haben. Alles ist noch im Bau, also ein Paradies für ihn. Sieht man davon ab, dass der Händler eben Wein verkaufte, nicht Bier. Ich frage mich, ob er hätte besser singen können als Valdoran… Werde mir das für die nächste Feierlichkeit merken und ausprobieren.

Auf ihren jeweiligen Wegen von mir weg oder zu mir hin trafen sich wohl auch Giselher und Sardai. Wenige Männer stehen mir so nahe wie sie. Sardai der alten Zeiten wegen. Giselher wegen den neuen. Sie beide würden mich in den Geschichten des jeweils anderen wohl nur schwer erkennen. Aber sie sind Freunde. Sie zu sehen ist gut. Wenigstens das kann ich dem Frieden abringen. Ich werde wieder mehr Zeit für sie haben, ohne zeitgleich um ihrer beider Leben fürchten zu müssen. Oder das anderer. Jedoch kennen mich beide zu gut um zu wissen, dass ich dabei nicht lächeln werde. Sie sind wohl auch die einzigen, neben Sybell, die diesen Umstand zu vergeben wissen und auch verstehen, was es bedeutet.

Bleibt der junge Kämmerer. Jetzt also wieder der meine. Krank, wahnsinnig, ein Schauspieler. All das scheint kaum eine Rolle zu spielen. Er gehorcht, er denkt. Und auch wenn das, was er zu glauben scheint, anders ist als das, was ich glaube, gehorcht er. Wie der Hund der er nie sein wollte – nur tut er es als Mensch. Wenn es etwas zu erreichen gab, dann wohl das.

Wo also stehen wir in einem Jahr? In zweien? Werden die Mauern wachsen und erstarken, oder beginnen sie erneut zu bröckeln? Für seine Gnaden ist dieser Frieden nichts. Aber Cinlir mag er gut tun. Nächstes Jahr werden wir sehen. Nächstes Jahr wird die Hoffnung neu bewertet. Nächstes Jahr freue wohl auch ich mich über Frieden.

  1. Cwenwesc sagt:

    Natürlich hat sie gefeiert, wenn auch nur innerlich, dafür aber um so mehr. Ansonsten raus aus meinem Kopf! Ich hatte für mich so einen Zukunft Visonen Blog für Sarolan geschrieben und der ist fast 1:1 ^^

  2. Giselher Aldorn sagt:

    Armer Cinlir. Irgendwie ist das mit den Merouns und ihm so eine Sache 😀

  3. Elmion sagt:

    Schlapps, wir waren so gut dass es sogar dem Fürsten aufgefallen ist… und dass ohne Absprache 😀

  4. Sethur sagt:

    So gehört sich das, ein passender Blog zu dem WE. 🙂

  5. Anjoun sagt:

    Ja, also wenn man sich das so durchliest als jemand, der dabei war, lacht man doch ziemlich.

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