One should always play fairly when one has the winning cards.

– Oscar Wilde

Was macht man mit Dingen, die man nicht versteht? Was, wenn diese Dinge Menschen sind? Diese Frage drängt sich mir erneut auf, so sehr ich ihr auch auszuweichen suche.

Da wäre Mon, eingestellt als Archivar. Archivarin. Und da haben wir schon das Problem. Ich verstehe sehr wohl, dass sie versucht bestimmten Dingen auszuweichen. Aber der Weg? Sich als Mann auszugeben… Zu anderen Zeiten hätte ich sicherlich nicht verstehend genickt und gesagt, nur Giselher und Sybell würden es von mir erfahren. Zu anderen Zeiten hätte ich nicht gewartet, bis sie einsieht welche Nachteile ihre Maskerade hat. Ich hätte ihr ihre Rolle gezeigt und befohlen. So ist es in einem Teil sie, ein junges Mädchen, das ich nicht verstehe. Und in einem anderen Teil bin ich es selbst, der nicht weiß, was genau ihn hat so weich werden lassen. Geschweigedenn ob weich überhaupt das richtige Wort ist.

Dann wäre da Valdoran. Der Hauptmann. Der ehemalige Hauptmann. Den ich auch nur bedingt verstehe. Oder besser, ich verstehe ihn so gut, dass mich seine Entscheidung noch mehr wundert, wohl wissend, dass ich sie nicht anders getroffen hätte als er es nun tat. Die Arbeit scheint ihn zu erdrücken. Die neuen Pflichten fordern nun, nach Monaten, ihren Tribut. Er entscheidet sich für seine Familie, seinen Namen. Tritt zurück um beides zu wahren und tut somit das einzige, was auch meinen Namen schützen kann. Gleichzeitig beschneidet er so die Aussichten auf möglichen eigenen Ruhm.

Was Farnes wollte, den ich ursprünglich ebenfalls nicht verstand, ist inzwischen klar. Eine Art Oberaufsicht über den Handel will er aufgauben. Regulierungen, Zölle, Handelsabkommen und dergleichen. Ein Geschäftsmann eben. Nur glaubt er dadurch ein Anrecht auf einen Platz im Rat nicht einfach nur verdient zu haben, sondern auch, dass es zwingend nötig wäre. Was zeitgleich unterstellt, dass wir, als bestehende Räte, nicht auf die Bitten, Nöte und Wünsche der Bürger reagieren würden. Schließlich hält den Mann nichts davon ab diese auch so dem Rat vorzubringen. Er wolle so einen unnötigen Schritt ausschalten. Selbstlos? Wohl kaum. Ein Mann aus Thal, der hierher kommt um seine Machtposition auszubauen. Ich sollte in Erfahrung bringen warum er überhaupt seine Heimat verlassen musste. Jedenfalls würde ein Sitz im Rat, sollte er ihn durch eine unglückliche Laune tatsächlich irgendwann erhalten, das Übergewicht der Fremdländer weiter zu Ungunsten Brees verschieben. Das muss sogar Carlyle einsehen. Es ist bereits jetzt schon mehr als ungern gesehen, dass ich Teil des Rates bin. Sogar Giselher wird argwöhnisch beäugt, empfinden ihn einige nunmehr als Mann Gondors und sprechen ihm seine Geburt in Bree ab. Und vier Räte? Ich sehe uns bereits Stunden darüber diskutieren, wie wir eine Entscheidung heraufbeschwören, wenn doch zwei Räte der einen, zwei der anderen Meinung sind. Demokratie funktioniert nicht. Nur sieht das keiner ein.

Gestern jedenfalls schien Giselher seltsam bereit diesem neuen Mann einfach so eine Position zu geben, die Arbeit, Würde, Macht, Verantwortung und jede Menge Ärger verspricht. Und für uns andere alles nur noch wesentlich komplizierter macht. Warum er das tut ist das, was ich am aller wenigsten verstehe. Aber ich nehme an ihn dazu zu befragen wird helfen.

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