The superior man, when resting in safety, does not forget that danger may come. When in a state of security he does not forget the possibility of ruin. When all is orderly, he does not forget that disorder may come. Thus his person is not endangered, and his States and all their clans are preserved.
– Konfuzius
((OOC: Musik, für Gisi eingefügt: http://www.youtube.com/watch?v=QAPmwsE4L6g ))
Vor Jahren…
Hier scheinte es. Wo immer hier auch sein mochte. Cinlir hatte es schon vor Tagen verdrängt. Er hätte nicht hier sein sollen, nicht hier sein wollen. Aber hier war er. Allein in einem Zelt, draußen die Kälte. Hier innen hielt ihn ein Kohlebecken warm. Noch. Ein paar Stunden noch, dann würde die Sonne aufgehen… Aber warm, wirklich warm, würde es auch dann nicht werden.
Er schloss die Augen. Zuhause, so wusste er, wartete inzwischen eine Frau auf ihn. Seine Frau auf ihn. Sybell… Vor wenigen Monaten hatten sie geheiratet. In ihren Armen, auch das wusste er, wäre es jetzt weit wärmer, weit weicher. Damit weit angenehmer als hier. Sein Mundwinkel verzog sich zu einem gequälten Schmunzeln als er dabei an Nanndir dachte, der Cinlir für diesen Gedanken bereits warmherzig belächelt hätte. Und Enlir? Zweifelsfrei längst draußen bei den Pferden.
Mit steifen Fingern zog er seinen Mantel enger um die Schultern. Kalt war ihm noch nicht, dafür hatte der warme Gewürzwein, obwohl er sehr gestreckt war um ihn kampffähig zu halten, gesorgt. Der Gedanke an da draußen allein jedoch war mehr als genug ihm die Glieder steif werden zu lassen. Also ging er noch einmal zum Tisch mit der Karte. Die Bewegung an sich tat bereits gut. Das, was er auf dem Tisch sah, eher weniger.
Die Eingangsplane wurde zurückgeworfen. „Es ist soweit, Bruder. Die Pferde stehen bereit, die Männer sind wach und gerüstet. Alle warten auf dich.“ Es war sonst nicht Enlirs Art so viel zu reden, jedenfalls nicht, wenn es um die Soldaten und Pferde ging. Er hielt sich sonst knapp. Präzise. Mit einem Nicken stellte Cinlir den Becher beiseite und trat zu seinem Bruder. Die Männer warfen einander ernste Blicke zu, halb als würden sie damit rechnen einander am Abend nicht wiederzusehen. So wie sie es immer taten, standen sie in Waffen zusammen mit dem Vorhaben, der Pflicht diese auch zu nutzen.
Draußen erwartete den Herzog ein Rappe. Schwarz wie die Nacht – und damit vielleicht jetzt eine günstige Farbe. Aber später, später würde er von dem Schnee hervorstechen wie kaum ein anderes Tier. Enlir hatte ihn davor gewarnt. Wieder war es, wie immer. Cinlir hatte keinen Grund gesehen sich zu verstecken, sich klein zu machen, den direkten Kampf zu meiden. Und auch der Gedanke an eine Frau die ihn liebte, die nach wie vor kein Kind von ihm erwartete, ließ ihn diesbezüglich nicht umdenken. Das wiederum hätte Nanndir ohne Zweifel sein Poetenherz gebrochen. Aber er war nicht hier. Hiervon wusste er nichts.
Sonnenaufgang…
Hinter den Hufen stob der Schnee teils locker, teils in festgetrampelten Klumpen auf. Nichts hatte Pferd und Reiter bisher aufhalten können. Auch dann nicht, wenn der Schnee zu Füßen des Tieres längst rot gefärbt war oder wenn zur Linken und zur Rechten der Kampfeslärm beiden die Ohren betäuben mochten.
Als er jung war hatten ihm die Männer erzählt welche Trophäen sie mitgebracht hatten von all den Orks, die sie erschlagen hatten. Hier draußen lagen die Dinge anders. Zeit für Trophäen gab es nicht. Zeit sich nach Freund oder Bruder umzusehen ebenso wenig. Enlir würde kämpfen, kämpfen mit allem was man ihm beigebracht hatte. Damit würde er entweder siegreich sein, oder einen verdienten Tod gestorben. Es gab keinen Grund nach ihm zu sehen. Es gab nur die vier Beine seines Rappen, seinen Schwertarm, das Schwert in der Hand und der scharfe Blick für den Feind.
Gerade hatte sich eine Art Hof um den Herzog gebildet. Das Tier und er waren alleine, relativ betrachtet. Er sah sich nach neuen Gegnern um, lenkte das Pferd im 90-Grad-Winkel nach links und ritt im gestreckten Galopp auf einen kleinen Trupp zu. Es war ebenso unnötig sich umzusehen. Seine Männer würden aufschließen, bald schon. Er würde dort nicht lange alleine durchhalten müssen.
An seinem Ziel angekommen wurden Reiter und Ross sofort ausgebremst. Cinlirs Schwert fand seine Gegner, wie es schien, fast ohne sein eigenes Zutun. Der Rappe wiederum warf den Kopf herum, erwischte einen der Orks mit der Stirnplatte so an der Schulter, dass dieser stürzte und nur Augenblicke später sein Ende unter den schweren Hufen des mächtigen Tieres fand. Die Orks ihrerseits waren selbst jedoch weit weniger untätig und vor allem unfähig als erhofft. Ein Speer drang in die Flanke des Schwarzen ein, wobei dieser sich erst aufbäumte, dann das Gleichgewicht verlor. Genau wie der Ork zuvor stürzte auch das Pferd, samt Cinlir.
Der Lärm war kaum zu ertragen als das, was Cinlir vorausgesagt hatte, eintrat und die eigenen Männer – wohl durchaus in dem Glauben sie hätten ihren Herrn verloren – die kleine Gruppe gnadenlos aufrieb. Eine Hand griff nach Cinlirs Hals, während dieser nun endlich die Gelegenheit hatte sein Bein unter dem Pferd hervorzuziehen; etwas, das sich als äußerst schwierig gestaltete, musste man sich gerade liegend mit einem Schwert einem Ork erwehren musste. Es erwies sich als nützlich nicht in schwerer Plattenrüstung losgezogen zu sein. Seine Gnaden bevorzugten Leder, immerhin hatte man so die Chance jemals wieder allein auf die Füße zu kommen, wenn man schon stürzte.
Sonnenuntergang…
Es war ruhig geworden. Ruhig, sah man von allem, was aus dem Lazarettzelt zu hören war, ab. Weder Enlir noch Cinlir selbst hatten dafür im Moment einen Gedanken. Die Heiler taten dort bereits was sie konnten. Sie selbst wären dort nur im Weg gewesen.
„Was, in Mordors Namen, tust du da, Bruder?“ Enlir, der Jüngere, sah nicht gut aus. Die Rüstung war übel zerschunden. Überall an ihm klebte Blut. Zum Glück war nur wenig davon sein eigenes.
Cinlir sah nicht auf. „Holz aufschichten. Siehst du doch.“
„Holz.“, wiederholte Enlir nüchtern, skeptisch. „Holz wofür?“
„Wir haben einen Ork anzuzünden.“
Enlir sah seinen Bruder an als wäre dieser nun endgültig wahnsinnig. „Einen Ork? Du scherzt. Da draußen brennen hunderte Feuer um die Kadaver dieser elenden Kreaturen loszuwerden.“
„Richtig. Und einen -“ Cinlir unterbrach sich selbst kurz als er den letzten Stamm zurechtrückte. „Einen werden wir anzünden.“
„Cinlir…“ Wahnsinnig. Definitiv.
Der Angesprochene warf seinem jüngeren Bruder genau die Art Blick zu, die keine Widerrede zuließ. Also seufzte Enlir und packte endlich mit an. Diesmal jedoch bei einem der Orks. „Keine Armen… Kein Herdfeuer… Kein Scheit. Wenn du eine bessere Idee hast, nur raus damit. Bis dahin nehmen wir Orks.“
Der Winter würde auch dieses Jahr genau so lange bleiben, wie er es für richtig hielt. Das hatte der Herzog inzwischen gelernt. Aber auch dieses Jahr würde es an dessen Ende ein paar Orks weniger geben. Stroh in Zeiten des Friedens, Fleisch in allen anderen Zeiten. Es machte längst keinen Unterschied mehr.
Das Julfest verbrachten die Frauen alleine zuhause. Und im nächsten Jahr würden einige von ihnen keinen Mann mehr haben, auf den sie im nächsten Jahr warten mussten oder mit dem sie feiern konnten. Aber sicher, das würden sie sein. Diesen Winter. Den nächsten. Und jeden Winter darauf.
Herrlich. *g* Ich kann mir Enlirs Blick richtig gut vorstellen.
*tilt*