The Winthallans 4.8 – Wolf’s Blood 2

Cyrah
8. August 2011 • Kommentare: 2

Ein laues Lüftchen weht über die weite Ebene und das Gras steht in sattem Grün, wogt gemächlich hin und her und inmitten dessen liegt eine graue Wölfin. Auch ihr Fell wogt wie das Gras, fällt sie einem doch erst auf den zweiten Blick hin auf, so geduckt wie sie dort liegt. Aber sie wirkt nicht ängstlich, sondern lauernd, ihre Ohren zucken und bewegen sich lauschend, ansonsten hält sie einer Katze gleich, ganz still.
Gerade will sie erneut wittern, als sie eine große Pfote auf ihrem Rücken spürt und schnaufend die Ohren anlegt.

°°Ihr wart erneut leiser als ich dachte und ich habe nicht gemerkt, dass ihr näher kamt.°°

°°Ich weiß, Cyrah. Aber du wirst es noch lernen, deine Sinne sind noch nicht ganz hier, vielleicht ist das ein Zei..°°

Sie lässt ihn nicht ausreden, sondern springt auf und sprintet los, über die weite Ebene hinweg und immer wieder wie ein junges Reh kleine Sprünge machend. Ihre Ohren nehmen wahr, dass er hinter ihr ist, doch dann auf einmal kann sie ihn nicht mehr spüren. Abrupt bleibt sie stehen, setzt sich hin und blickt sich schnuppernd um. Und erneut drückt sie eine große, weiße Pfote herunter, sanft aber ebenso bestimmt.

°°Herr, ihr habt mich so vieles gelehrt, ich bitte euch, sagt es nicht erneut.°°

Wieder legt sie die Ohren an und sie sanfte und zugleich tiefe Stimme erklingt in ihrem Kopf, kein Wort wird gesprochen, es scheint als sähen sich die beiden Wölfe einfach nur an und verstünden, was der andere sagen will.

°°Wenn du es weißt, warum läufst du dann davon um es nicht hören zu müssen? Was hat dich so zögerlich werden lassen? Willst du es nicht selbst sehen, selbst erleben?°°

°°Weil es weh tut, Herr.°° Ein leises Winseln geht  von ihr aus und gerade als er sie loslässt, drückt sie sich auf und versucht erneut davon zu laufen. Immer schneller tragen sie ihre Pfoten, sie beginnen zu schmerzen, brennend zu schmerzen und dennoch rennt sie weiter. Bis ein Abhang sie jäh zum Halt zwingt und ihre Vorderpfoten Dreck und Steinchen diesen herunter schieben, die Krallen über den Rand in die Tiefe schauen können. Hechelnd bleibt sie stehen, starrt in die fast bodenlose tiefe und will zurück. Doch dichtes, weiches, weißes Fell ist hinter ihr und hält sie auf.

°°Bitte, tut das nicht, lasst mich nicht wieder gehen. Es tut weh und ich will nicht mehr, dass es weh tut. Ich will hier bei euch bleiben.“

Weiter starrt sie in die geruchslose, bodenlose und absolut schwarze Tiefe herunter.

°°Oh, meine Kleine. Ich weiß, dass es weh tut. Aber du musst dich dem stellen, hier gibt es keinen Schmerz, aber dort gibt es ihn. Und wenn du bleibst, wirst du deinen Schmerz dort lassen, in nicht nur einem Herzen. Bist du sicher, dass du das willst, nur weil du dann keinen mehr spüren musst? Ist es das, was ich dich gelehrt habe? Sie warten auf dich, sieh auf deine Pfoten, dann wirst du es sehen können.°°

Langsam setzt sie sich hin, hebt den Oberkörper und lehnt gegen den fast schon riesigen, weißen Wolf hinter ihr, sie hebt ihre Pfoten ab, betrachtet diese und Rot tropft davon herunter. Es tut nicht weh, aber es scheint, als haben unzählige, kleine Schnitte ihre Pfotenballen aufgerissen.

°°Ich verstehe nicht, aber du hast gesagt … hier gibt es keinen Schmerz.°°

°°Den gibt es hier auch nicht, du spürst ihn nicht, aber du kannst ihn sehen. Es ist nicht der deine, es ist ihrer, wenn sie erfahren, dass du hier geblieben bist. Es sind die Schnitte in den Herzen deiner Brüder und Schwestern, deiner Familie und in dem deines Liebsten.°°

Sie leckt über das Blut und niest, schaut dann erneut auf ihre unaufhörlich tröpfelnd blutenden Pfoten.

°°Aber du hast gesagt, hier ist ein Ort des Friedens, wird es die anderen nicht stören mich so zu sehen? Und das ist kein Friede, warum ist dass dann so? Warum sehe ich dieses Blut, auch wenn es nicht weh tut.?°°

°°Weil du nicht unfreiwillig hier bist, sondern weil du aufgegeben hast. Du allein kannst es nur sehen und ich, aber nur jetzt weil ich dich darauf hinweisen muss. Später werde auch ich es nicht mehr sehen können, nur du. Und jeder Schnitt wird erst dann heilen, wenn er in der anderen Welt verheilt ist. Es soll dich nicht schmerzen, aber es wird dir Lehre, Mahnung und Erinnerung sein, was du zurück gelassen hast.°°

°°Aber wie kann ich sie heilen lassen, wie kann ich … ich will ihnen nicht weh tun. Was muss ich tun, damit sie jetzt aufhören zu bluten? Damit es ihnen aufhört weh zu tun?°°

°°Aber das weißt du längst, Cyrah Kind.°°

Winselnd reckt sie den Kopf, schmiegt sich gegen den alten, großen Wolf, wittert dessen Geruch und verbirgt kurz ihre Nase in dessen dichten Fell.

°°Ja, das weiß ich. Aber diesmal werde ich keine Wunde bei euch hinterlassen, denn ich weiß nun, dass es euch gut geht und wir uns wieder sehen werden. Vielleicht nicht bald, aber das wollt ihr ja auch gar nicht. Aber wir werden. Lebt wohl, das war, was ich euch noch immer sagen wollte und nicht konnte. Und … danke.°°

Noch einmal rieb sie ihre Schnauze durch sein Fell, genoss den so vertrauten Geruch nach Geborgenheit, dann erst trat sie beherzt zurück und rutschte, bis sie fiel. Aber sie sah nicht nach unten, solange nicht, wie sie ihn dort oben noch erkennen konnte, den weißen Schemen des Wolfes. Erst als dieser verblasst war, drehte sie sich herum, selbst wenn Zeit, Raum, Oben und Unten hier keine Rolle spielten und blickte nach unten, sich dem entgegen zu stellen, was sie erwarten würde.

 Und an einem ganz anderen Ort, zu einer ganz anderen Zeit, reißt es die Jägerin aus der Bewusstlosigkeit heraus, Schweiß steht ihr auf der Stirn und ihr Blick ist noch unklar, leichten Fiebers wegen, aber als sie eine kleine Person in ihrer Nähe sieht, zeigt sich ein erschöpftes Lächeln auf ihren Lippen und mit nur einem Wort, schläft sie ruhig wieder ein.

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  1. Gwaethil Eglainion sagt:

    Gangrel.

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